Veranstaltung: Das braune Netz

4. Mai 2012 – Buchvorstellung und Vortrag mit Markus Bernhardt und Michael Sommer

Der neofaschistische „Nationalsozialistische Untergrund“ (NSU) konnte mehr als 13 Jahre lang ungehindert morden. Zumindest einige der zehn Opfer würden möglicherweise noch leben, wenn die politische Klasse und die Strafverfolgungsbehörden nicht kläglich versagt und die Augen vor zwei bitteren Tatsachen verschlossen hätten: Es gibt in Deutschland terroristische Netzwerke militanter Neonazis. Und ihre Verbrechen werden aus den Reihen der Inlandsgeheimdienste gefördert, vertuscht und verharmlost.

Markus Bernhardt, freier Journalist und Mitglied der VVN-BdA, berichtet für die Tageszeitung junge Welt über diesen „größten Geheimdienstskandal der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte“. Seine Recherchen und Analysen hat er in dem im März veröffentlichten Buch „Das braune Netz“ zusammengefasst. Darin problematisiert Bernhardt auch die „Begriffslosigkeit“ und „Staatsfrömmigkeit“ von Organisationen, die sich zwar dem antifaschistischen Spektrum zuordnen, aber die zur Staatsdoktrin erhobene Gleichsetzung von Rot und Braun unterstützen, sich an der Diffamierung von Antikapitalisten und Kriegsgegnern beteiligen – und somit den grassierenden Antikommunismus nähren.

Michael Sommer wird diese Kritik in seinem Vortrag vertiefen und der Frage nachgehen, ob die antifaschistische Linke den Herausforderungen eines autoritärer werdenden Kapitalismus gewachsen ist, wenn sie ihren Antifaschismus auf die Gegnerschaft zu den Neonazis verengt, indem sie lediglich die bürgerliche Ordnung gegen jene verteidigt. Diesen Nazi-Gegnern erscheint – wie den Extremismustheoretikern – der Faschismus als das ganz Andere gegenüber der kapitalistischen Gesellschaft, nicht als deren „Wahrheit“, als die der marxistische Philosoph Max Horkheimer ihn erkannt hatte. Im besten Fall droht der Antifa-Bewegung, auf diese Weise ihre Orientierung abhanden zu kommen. Im schlechtesten Fall macht sie sich zum Erfüllungsgehilfen von Geschichtsrevisionisten und des neoliberalen Projekts für die Machterweiterung ökonomischer Eliten.

Freitag, 4. Mai 2012, 19.30 Uhr
Magda-Thürey-Zentrum (MTZ) – Lindenallee 72, Hamburg-Eimsbüttel

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Die Veranstaltung findet statt im Rahmen einer Veranstaltungsreihe des Hamburger Bündnisses gegen Rechts (HBgR)