Von Bandera bis zum Regiment Asow. Faschismus in der Ukraine – Geschichte und Gegenwart

Vortrag von Alberto Fazolo und Diskussion
Donnerstag, 12. Mai 2022, 19 Uhr
Magda-Thürey-Zentrum, Lindenallee 72, Hamburg-Eimsbüttel

Maidan 2014

Wer den Aufschwung faschistischer Bewegungen in der Ukraine verstehen will, muss sich mit den großen Verwerfungen des 20. Jahrhunderts in diesem Land auseinandersetzen. Offiziell kam der Faschismus 1941 in die Ukraine, die davor mit einem Bürgerkrieg und einer Hungersnot zu kämpfen hatte. Es ist auch sehr wichtig, die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung des Landes zu betrachten – nicht um der falschen Vorstellung zu erliegen, die gegenwärtige Eskalation basiere auf einem ethnischen Konflikt, sondern um die sozialen Dynamiken zu begreifen.

Während des Zweiten Weltkriegs gründete die ukrainische Kollaborationsbewegung unter Führung des Faschisten Stepan Bandera einen Marionettenstaat im sogenannten Dritten Reich. Der Einmarsch der Achsenmächte in die UdSSR und die Besatzung im südlichen und östlichen Teil der Ukraine, insbesondere im Donbass, war äußerst brutal. Das ist der Grund, warum die Erinnerung an diese Zeit in dieser Region noch immer lebendig und die antifaschistische Bewegung sehr stark ist.

Nach dem Zweiten Weltkrieg flohen die meisten ukrainischen Kollaborateure Hitlerdeutschlands aus dem Land. Einige von ihnen blieben jedoch und schufen ein klandestines Netzwerk, das von westlichen Staaten unterstützt und dessen Ausbau von Stepan Bandera, der in der BRD lebte, betrieben wurde. Dieses Netzwerk wurde später genutzt, um den Zusammenbruch der Sowjetunion voranzutreiben und eine unabhängige Ukraine durchzusetzen.
Der Westen hat mindestens zwei Regimewechsel in der Ukraine vorangetrieben – den wichtigsten im Jahr 2014. Letzterer war erfolgreich dank militanter Nazi-Organisationen, die einen Preis für ihre Unterstützung verlangten: politische Macht und die Möglichkeit, einen bewaffneten Flügel ihrer Bewegung zu gründen. In der Ukraine begann nach dem Maidan-Putsch ein doppelter Bürgerkrieg: einer im Donbass und der zweite im ganzen Land.

Alberto Fazolo ist ein Publizist aus Rom und Koautor des Buches »In Donbass non si passa. La resistenza antifascista alle porte dell’Europa« (Im Donbass sind sie nicht durchgekommen. Antifaschistischer Widerstand vor den Toren Europas), das 2018 erschienen ist. Von 2015 bis 2017 hat er in der selbst ernannten Volkrepublik Lugansk mit dem politischen Kommissar der Kommunistischen Einheit, ab 2016 Kommandeur der Prizrak-Brigade, Alexej Markow, humanitäre Hilfe und politische Projekte organisiert.

Der Vortrag findet in englischer Sprache statt und wird übersetzt.


Veröffentlicht am 26. April 2022 in den Kategorien: Allgemein Antimilitarismus/Friedenspolitik Veranstaltungen