Neuerscheinung: Das Fleischkapital. Zur Ausbeutung von Arbeitern, Natur und Tieren

Das Bündnis Marxismus und Tierbefreiung hat die Zeitung „Das Fleischkapital. Zur Ausbeutung von Arbeitern, Natur und Tieren“ veröffentlicht. Sie ist ab sofort erhältlich und kann per Email (mutb[at]riseup.net) oder via Facebook-Nachricht bestellt werden.


Die Coronakrise hat es einmal mehr gezeigt: Die Fleischindustrie ist ein Eldorado für die skrupellosesten Ausbeuter des modernen Kapitalismus. Ihre Bosse lassen Lohnabhängige für Hungerlöhne schuften, Tiere abschlachten und natürliche Lebensgrundlagen zerstören – für den Profit wird alles ohne Rücksicht auf Verluste verheizt. Mit Auswirkungen, die längst auch für die Mehrheit der Bevölkerung auf dem Planeten und sein Ökosystem eine ernsthafte Bedrohung darstellen.

Wie ein Brennglas zeigt die Fleischindustrie also die Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse eines Systems auf, in dem Arbeiter, Tiere und Natur bloß Mittel der Profitmaximierung sind.

Wir machen uns keine Illusionen: Das Fleischkapital und seine Lobby sind ein übermächtiger Gegner, und man schlägt ihn nicht allein durch die Publikation von Zeitungen und Artikeln. Es bedarf der Organisation politischer Macht für den Klassenkampf. Doch so ein Projekt braucht eine Agenda und die Verständigung derer, die daran ein Interesse haben – oder haben sollten. Dazu wollen wir einen kleinen Beitrag leisten und neue Impulse für einen gemeinsamen durchschlagenden Widerstand für ein wirklich revolutionäres und zivilisatorisches Projekt geben: die Enteignung und Konversion der Fleischindustrie hin zu veganer, ökologisch nachhaltiger und demokratisch kontrollierter Produktion.

Die Beiträge unserer Zeitung analysieren auf 32 Seiten die Ausbeutungs- und Herrschaftsverhältnisse der Fleischindustrie, sie diskutieren auch den Widerstand und wie der Kampf gegen das Fleischkapital erfolgreich sein kann.

Einen Blick ins Editorial und Inhaltsverzeichnis gibt es hier.

Die Zeitung kann ab sofort gegen Versandkosten (je nach Gewicht der Bestellmenge) und Spende (Empfehlung: ein Euro pro Zeitung) beim Bündnis Marxismus und Tierbefreiung bestellt werden. Schreibt eine Mail an mutb[at]riseup.net oder eine Facebook-Nachricht und gebt euren Namen, Anschrift sowie die Anzahl der gewünschten Exemplare an. Ein Spendenkonto wird dann mitgeteilt.


Veröffentlicht am 27. März 2021 in den Kategorien: Allgemein Texte Tierbefreiung


Warum wir eine Offensive gegen die Fleischindustrie brauchen

Die Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung befindet sich in einer entscheidenden und kritischen Phase. Wir sind einerseits konfrontiert mit einer Tier-Industrie, die ökonomisch und politisch so stark ist wie nie zuvor und ihre buchstäblichen Mordsprofite sogar noch steigert. Sie erweitert und „modernisiert“ ihr Sortiment und adaptiert gleichzeitig „grüne“ Slogans und Veggie-Produkte, während das Schlachten ungemindert weiterläuft bzw. noch zunimmt. Unserem Gegner steht andererseits eine Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung gegenüber, die organisatorisch zersplittert ist, keine gemeinsame Strategie formuliert und sich auf lose verbundene Kampagnen und viele Einzelprojekte verteilt. Wir reagieren allenfalls, setzen und besetzen aber kaum noch eigene Themenfelder. Von unserer Stärke, wie sie in den 1990er- oder Anfang der Nullerjahre bestand, als eine radikale Bewegung die Befreiung der Tiere als politisches Projekt angeschoben hat, ist nicht mehr viel zu spüren. Bewegungsinterne Debatten über Gegnerbestimmungen, strategische Orientierung und entsprechende organisatorische Konsequenzen finden bestenfalls informell statt. Entsprechend fehlt uns die Schlagkraft über einzelne und lokale Erfolge hinaus. Und das, obwohl es heute eine größere gesellschaftliche Offenheit nicht nur für Veganismus, sondern auch für die Kritik an der Fleischindustrie gibt, die wir uns mit einer linken, antikapitalistischen und kämpferischen Tierbefreiungsbewegung zunutze machen könnten. Vom Vegan-Hype und den breiten öffentlichen Debatten über „grüne“ Themen – Tierhaltung, Nachhaltigkeit, Treibhauseffekt etc. – haben wir als Bewegung darum auch kaum profitiert.

Wir, das Bündnis Marxismus und Tierbefreiung, meinen: Das muss sich dringend ändern! Wir wollen der Marginalisierung der Bewegung etwas entgegensetzen und aus der Defensive kommen. Dafür möchten wir mit dem vorliegenden Papier einen konkreten (Diskussions-)Vorschlag vorlegen. Wir plädieren für ein gemeinsames antikapitalistisches Bewegungsprojekt mit klassenkämpferischer, antiimperialistischer und sozialistischer Ausrichtung. Wir meinen, die Bewegung sollte den strategischen Fokus in Praxis und Theorie auf die Fleischindustrie als zentralen Akteur der Tierausbeutung legen. Auf dieser Grundlage sollten wir gemeinsam versuchen, uns thematisch und politisch neu zu organisieren. Wir sollten die Ein-Punkt-Politik aufgeben, auch wenn sie für die Entstehung der Tierbefreiungsbewegung historisch möglicherweise notwendig war. Den Fokus ausschließlich auf die Kritik der Ausbeutung und die Befreiung der Tiere zu legen, wird unserer Aufgabe nicht gerecht, die Ausbeutung und Unterdrückung der arbeitenden Klasse, der Natur und der Tiere durch das Kapital zu beenden. Ebenso wie andere antikapitalistische Bewegungen brauchen wir neue BündnispartnerInnen und Organisationsformen.
Auf den folgenden Seiten begründen wir unseren Vorschlag und stellen ihn zur Diskussion. Mit diesem Papier richten wir uns vorerst an Akteure der Tierbefreiungsbewegung in Deutschland, der Schweiz und Österreich, scheuen uns aber nicht, es auch außerhalb des deutschsprachigen Raums zu diskutieren.

1. Warum die Fleischindustrie ins Zentrum stellen?

Das Herz der Bestie: das Fleischkapital

Der Hauptfeind der Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung ist die Fleischwirtschaft. Kein anderer Tierausbeuter ist politisch und ökonomisch mächtiger als das Fleischkapital. Damit sind die EigentümerInnen und ManagerInnen jener Unternehmen und Konzerne gemeint, die mit der kapitalistischen Ausbeutung und Unterdrückung der Tiere zwecks Produktion und Verkauf von Fleisch als Ware Geld verdienen. Sie geben den Angestellten den Auftrag, die Tiere zu töten. Sie kontrollieren und organisieren die Fleischproduktion, von der sie unmittelbar ökonomisch profitieren. In der gesamten Europäischen Union ist das Fleischkapital Deutschlands das größte und stärkste. Aber auch in der Schweiz und Österreich dominiert es die Tierausbeutung. Ökonomisch und politisch bildet das Fleischkapital heute das Gravitationszentrum der Ausbeutung und Unterdrückung der Tiere im Kapitalismus. Das hat verschiedene Gründe.

(1) Die Fleischindustrie macht die größten Gewinne mit der Ausbeutung der Tiere. Allein die zehn führenden Fleischhersteller in Deutschland kommen mit mehr als 21 Milliarden Euro auf knapp die Hälfte des Gesamtumsatzes der Branche (2017, afz/fleischwirtschaft). In der Schweiz teilen die großen Zwei – Bell (Coop) und Micarna (Migros) – mit knapp sechs Milliarden Schweizer Franken (CHF) etwas weniger als zwei Drittel aller Umsätze unter sich auf. Österreichs führendes Fleischunternehmen Tann, Teil der Spar-Gruppe, erwirtschaftete 2017 immerhin noch 700 Millionen Euro Umsatz (2017, Österreichische Fleischerzeitung), während die gesamte österreichische Branche im selben Jahr einen Umsatz von 4,4 Milliarden Euro erzielte (2017, Grüner Bericht).

Mit insgesamt 43,6 Milliarden Euro ist die deutsche Fleischwirtschaft auch der umsatzstärkste Zweig der gesamten Agrar- und Ernährungsindustrie. In Österreich bildet die Fleischproduktion ebenfalls das Rückgrat der landwirtschaftlichen Produktion (2017, Grüner Bericht). In der Schweiz liegen Fleisch- und Milchwirtschaft schätzungsweise in etwa gleichauf.

Im Angesicht dieser Einnahmen muten die Umsätze anderer Bereiche der Tierausbeutungsindustrie fast schon läppisch an, wie etwa die knapp 300 Millionen Euro Umsatz der 71 Zoos imdeutschsprachigen Raum, die im Verband der Zoologischen Gärten organisiert sind (VdZ). In Relation sind auch die sehr wohlwollend geschätzte eine Milliarde Euro Umsatz der deutschen Pelzindustrie (Deutsches Pelz Institut) oder die 40 Millionen CHF der Pelzfachgeschäfte und KürschnerInnen der Schweiz, die dem Verband SwissFur angehören, Peanuts.

(2) Verschiedene andere Sektoren der Tierausbeutungsindustrie sind zudem, wie das deutsche Beispiel zeigt, an die Fleischproduktion angeschlossen. Sie gewährleistet höhere Gewinnmargen oder in Einzelfällen sogar das ökonomische Überleben dieser Wirtschaftszweige. Deutlich mehr als ein Drittel der Häute, die zur Herstellung von Pelzen genutzt werden, stammen zum Beispiel von Tieren, denen zuvor in Schlachthäusern das Leben genommen worden ist (Deutsches Pelz Institut). Nach ihrer Produktionszeit von rund fünf Jahren endet das Leben der derzeit 4,2 Millionen Milchkühe ebenfalls zur Weiterverarbeitung im Schlachthof (2018, Stat. Bundesamt). Dasselbe gilt für die für die Milchwirtschaft nutzlosen männlichen Kälber der Milchkühe. Die von der Eierproduktion ausgelaugten rund 50 Millionen Legehennen landen nach 16 bis 17 Monaten ebenfalls im Schlachthaus.

(3) Das Fleischkapital ist aber nicht nur der größte Profiteur innerhalb der Tierindustrie. Es lässt auch die meisten Tiere einsperren, ausbeuten und letztlich töten. Legt man die offiziellen Statistiken zugrunde, sind in der Schweiz im Jahr 2018 76 Millionen (2018, Proviande) und in Österreich über 91 Millionen Tiere aller Arten getötet worden (2018, Statistik Austria). Das ist erwartungsgemäß weniger als in Deutschland, aber dennoch enorm. In der BRD werden für die Fleischproduktion über 746 Millionen Tiere ums Leben gebracht. Noch nicht inbegriffen in diesen schwindelerregenden Daten sind die „unproduktiven“ Tiere (männliche Küken etwa) oder die verschiedenen Fischarten und anderen Wasserlebewesen.

Zum Vergleich: In staatlichen Einrichtungen und Privatunternehmen werden in der BRD nach offiziellen Angaben an rund drei Millionen Tieren Versuche durchgeführt (2017, BMEL). In der Schweiz leiden und sterben in den Laboren 614.581 Tiere (2017, BLV), in Österreich 264.071 Tiere (2017, BM für Bildung, Wissenschaft, Forschung). Auch wenn wahrscheinlich in allen Staaten noch mehr Tiere der „Forschung“ und Tests zum Opfer fallen (ÄgT): die Dimensionen der Fleischindustrie erreichen sie nicht. Ähnliches gilt für die Milchproduktion. Milch wird in Deutschland ungefähr 4,2 Millionen Kühen abgepresst (2018, Stat. Bundesamt). In der Schweiz (2018, Bundesamt für Landwirtschaft) und in Österreich (2017, Statistik Austria) wird je eine halbe Million Milchkühe ihrer Säuglingsnahrung beraubt. Die mehr als 50 Millionen Legehennen im deutschen Eiersektor (2018, Stat. Bundesamt), die 6,7 Millionen im österreichischen (2017, BM für Nachhaltigkeit und Tourismus) und 2,8 Millionen im Schweizerischen (2018, Bundesamt für Landwirtschaft) reichen ebenfalls nicht an die astronomischen Zahlen der Fleischindustrie heran.

(4) Schließlich verfügt das Fleischkapital unter den Tierausbeuter- und -unterdrückerInnen auch politisch über die größte Macht in Zivilgesellschaft und Staat. Mit formellen und informellen Netzwerken aus Interessenverbänden, Branchenmedien, staatlichen Apparaten, wohlgesonnenen Parteien und Politikern gelingt es bis dato, die Fleischhegemonie in unserer Gesellschaft aufrechtzuerhalten. Der Warencharakter der Tiere und ihre Ausbeutung für die Fleischproduktion werden nicht hinterfragt, sondern gutgeheißen und als unveränderlich dargestellt. Sie werden mit Vorstellungen gesellschaftlicher Nützlichkeit, wie etwa Nahrung, Genuss, Wohlstand usw., Ideologien (wie dem Speziesismus), subjektiven und kollektiven Identitäten und entsprechenden kulturellen Lebensweisen verbunden. Dazu zählen unter anderem eine fleischbasierte Ernährungsweise und eine im Kern tierfeindliche Ethik.

Der Hauptfeind steht in Rheda-Wiedenbrück

Das Fleischkapital agiert und differenziert sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette: von der Futtermittelproduktion, der Züchtung besonderer Tierrassen, den Mastanlagen und den Transportunternehmen über die großen Schlachtbetriebe und fleischverarbeitenden Unternehmen bis hin zum Verkauf abgepackter Tierkadaverteile im Supermarkt und dem Export von billigen Fleischabfällen in Staaten der globalen Peripherie. Seine bevorzugten Opfer sind Schweine, Kühe und Hühner, aber auch Lämmer, Pferde, Rehe usw.

Die Fleischproduktion und -distribution ist stark konzentriert und zentralisiert. Oligopole kontrollieren den Großteil der Produktion und Märkte. In Österreich sind die Konzentrations- und Zentralisationsprozesse gerade voll im Gange. Insbesondere die großen Handelsunternehmen Spar (Tann), Rewe (u.a. Billa, Merkur, Penny) und Aldi Süd (Hofer) drängen mit den eigenen Fleischunternehmen nach oben. In der Schweiz produzieren hingegen allein Bell und Micarna zusammen über 50 Prozent der verschiedenen führenden Fleischsorten. Die Tönnies Gruppe, Vion Food Germany, Westfleisch und die PHW-Gruppe (u.a. Wiesenhof) bilden das Quartett, welches das Geschäft mit der industriellen Massentötung nichtmenschlicher Lebewesen in Deutschland beherrscht und am meisten davon profitiert. Alle vier kommen auf mindestens zwei Milliarden Euro Umsatz im Jahr. Branchenprimus und gleichzeitig EU-Europas größter Fleischproduzent ist die Tönnies-Gruppe mit Sitz im nordrhein-westfälischen Rheda-Wiedenbrück. Ihr Umsatz belief sich im Jahr 2018 auf fast sieben Milliarden Euro (2018, fleischwirtschaft).

Die führenden Fleischkonzerne sind in der Regel eine Verbindung aus Industrie- und Handelskapital. Das heißt, sie verdienen doppelt innerhalb der Wertschöpfungskette, indem sie nicht nur Fleisch produzieren lassen, sondern auch den Handel mit Fleischwaren betreiben. Der Schwerpunkt der einzelnen Unternehmen variiert. Häufig kontrollieren sie auch noch andere Firmen in der Produktions- und Vertriebskette, etwa in der Futtermittelherstellung oder der Tiermast. Die Unternehmen sind zudem in unterschiedlichen Sparten aktiv. Tönnies stellt zum Beispiel vorwiegend Schweinefleisch her, während PHW sich auf Geflügelfleisch konzentriert. In der Schweiz ist das Fleischduo hingegen gleich in allen Branchen tätig. Ähnlich ist es in Österreich. Ihre dominante Stellung gibt den jeweiligen nationalen Oligopolisten auch die Möglichkeit, Einfluss auf Preise zu nehmen und andere vor- und nachgelagerte Betriebe unter Druck zu setzen.

In Deutschland, der Schweiz und in Österreich (bis 2016, Agrar-Atlas-EU) können die Konzerne die bestehende Nachfrage nach Fleisch, die sie durch Werbung teils mit hervorrufen, derzeit abdecken. Daher richten sich die großen Fleischproduzenten insbesondere aus Deutschland, aber auch aus Österreich – Schweizer Fleischwaren sind aufgrund der relativ hohen Arbeitskosten international weniger konkurrenzfähig – seit Jahren darauf aus, ihre Gewinne durch Exporte von Fleischwaren und anderweitige Internationalisierung ihrer Wertschöpfung auszuweiten. Tier- und Fleischwaren sind dementsprechend seit vielen Jahren die wirtschaftlich bedeutendsten Exportprodukte der deutschen Agrar- und Ernährungsindustrie (Agrarpolitischer Bericht 2015). In Österreich rangieren sie gleich hinter den nicht-alkoholischen Getränken (Red Bull) auf Platz zwei (2017, topagrar Ö).

Prisma kapitalistischer Entwicklung

Die Ausbeutung und Unterdrückung der Tiere durch das Fleischkapital ist kein isolierter Prozess, die Beziehung des Kapitals zu den Tieren ist nicht von anderen Verhältnissen in der kapitalistischen Produktionsweise zu trennen. Vielmehr bildet die Fleischindustrie das Prisma, durch welches sich die kapitalistische Entwicklung in ihrer Gesamtheit erkennen lässt.
Die kapitalistische Ausbeutung der Tiere ist undenkbar ohne die der ArbeiterInnen. Die Zuspitzung des Klassenwiderspruchs in der Fleischindustrie sucht seinesgleichen. In der gesamten Branche arbeiten in der BRD mehr als 160.000 Menschen sozialversicherungspflichtig (2017, Anfrage B-tag). In den Schweizer Unternehmen schuften derweil offiziell 24.000 Menschen (Schweizer Fleisch-Fachverband), in österreichischen 18.153 (2016, Grüner Bericht). Die Werks- und LeiharbeiterInnen sind in diesen Zahlen nicht berücksichtigt. Sie machen aber insbesondere bei den führenden Fleischunternehmen den Großteil der Beschäftigten aus. Überwiegend handelt es sich um KollegInnen mit Migrationshintergrund, darunter viele Frauen, die um einen Kern festangestellter, meist deutscher FacharbeiterInnen herum tätig sind und einfache Arbeiten z.B. am Fließband verrichten. Sie arbeiten und leben in äußerst prekären Verhältnissen und haben ohne Arbeitsplatz häufig keine Aufenthaltsgenehmigung. ArbeiterInnenrechte werden missachtet, der gewerkschaftliche Organisationsgrad ist ebenso gering wie der Lohn. Das Verletzungsrisiko ist hoch, die körperliche und psychische Belastung ebenfalls.

Die Fleischproduktion ist ferner mitverantwortlich für die kapitalistische Naturzerstörung. Neben der industriellen Tötung von Tieren trägt sie zum Beispiel massiv zum vom Kapital verursachten („kapitalogenen“) Klimawandel bei. Konservative Schätzungen bemessen den Beitrag der Tierhaltung auf 18 Prozent aller relevanten Treibhausgase (2006, FAO). Der Wasserverbrauch für die Herstellung von Futtermitteln absorbiert riesige Mengen Süßwasser. Gleichzeitig wird das Trinkwasser durch den hohen Düngeeinsatz und massenhaft verabreichte Antibiotika mit Nitraten, Phosphor und anderen Stoffen verseucht. Die Medikamente, u.a. Antibiotika, welche Tieren freizügig und umfangreich verabreicht werden, rufen bei Menschen Resistenzen hervor und gefährden so deren Gesundheit. Schließlich sind die Tierfabriken ein nicht versiegender Quell von Gestank und Lärm für AnwohnerInnen.

International verschärfen Herstellung und Vertrieb von Fleisch die Ausbeutungs- und Unterdrückungsbeziehungen. Billige Fleischexporte aus den imperialistischen Metropolen in die peripheren Staaten zerstören die Nahrungsmittelproduktion, unterminieren die Nahrungsmittelsouveränität und machen KollegInnen im globalen Süden arbeitslos, weil lokale Produktionsstrukturen zerstört werden. Zudem werden insbesondere die fruchtbarsten Landflächen monopolisiert oder neu inwertgesetzt, um Futtermittel in Monokulturen für die Tierproduktion statt Nahrungsmittel für den Eigenbedarf der Lokalbevölkerung anzubauen. 70 Prozent aller agrarischen Nutzflächen werden heute in irgendeiner Weise für die Tierfütterung genutzt. Dafür werden auch Regenwälder und andere seltene Lebensräume vernichtet und Menschen von ihrem Land vertrieben. Die Verdammten dieser Erde werden auch dadurch genötigt, ihren elenden Arbeits- und Lebensverhältnissen in Richtung Metropolen zu entfliehen, wo sie ihre Haut dann für Billigjobs zu Markte tragen müssen.

Die Ausbeutung und Unterdrückung der Tiere in der Fleischindustrie gründet also in Produktions- und Verteilungsverhältnissen, in denen das imperialistische Kapital auch die Klasse der LohnarbeiterInnen in den Zentren und verstärkt in der Peripherie ausbeutet und die Natur zerstört.

2. Strategische Koordinaten und Bewegungspolitik

Aus all dem, so meinen wir, ergeben sich grundlegende Koordinaten für ein strategisches und bewegungspolitisches Vorgehen der Tierbefreiungsbewegung und ihrer potentiellen BündnispartnerInnen. Wenn wir den Todesprofiteuren wirklich das Handwerk legen wollen, müssen wir beim Fleischkapital ansetzen. Wollen wir die Tierausbeutung abschaffen, die Plünderung der Natur stoppen und die Ausbeutung der Arbeitskraft beenden, dann ist dies der Gegner, gegen den wir unsere Kräfte bündeln sollten. Dass er mächtig ist, heißt nicht, dass wir ihn nicht treffen können. Und, positiv gewendet: Wer dem Fleischkapital schadet, kann zugleich andere Fraktionen der Tierausbeutungsindustrie treffen – oder sie zumindest massiv unter Druck setzen.

Das hieße jedoch, dass wir als Bewegung überhaupt eine Strategie dazu formulieren. Das ist gegenwärtig nur in Ausnahmen bzw. ansatzweise der Fall. Die Tierbefreiungsbewegung hat durch zurückliegende Kampagnen zwar einige Erfahrungen gesammelt, aber noch keine wirklich große Tradition, was Strategiedebatten angeht. Wir möchten diese Debatte anstoßen, wobei für uns klar ist, dass diese ersten Überlegungen noch weiter diskutiert werden müssen. Bislang orientieren weite Teile der Bewegung – implizit oder explizit – eher auf den Kampf gegen speziesistische Ideologie und den entsprechenden Wandel im Denken und im Konsum (Stichwort: „go vegan“) der Bevölkerung. Aber wenn es stimmt, dass das Fleischkapital das Zentrum gegenwärtiger kapitalistischer Tierausbeutung ist – dann setzt das eine Reihe von strategischen Koordinaten, an denen wir uns orientieren müssen:

(1.) Grundsätzlich: Es kann dann nicht mehr nur um einen antispeziesistischen Bewusstseins- und Kulturwandel „der“ Menschen oder „der“ Gesellschaft gehen – sondern wir müssen einen gesellschaftlichen (Klassen-)Kampf gegen das Tierkapital organisieren, das für die Ermordung der Tiere, die Zerstörung der Natur und Ausbeutung der SchlachthofarbeiterInnen verantwortlich zeichnet. Tiermord, miese Jobs und Naturzerstörung kommen nicht einfach aus „der“ Gesellschaft, sondern haben konkrete ökonomische Profiteure, die für ihre Organisation und Aufrechterhaltung verantwortlich sind. Nicht bloß Aufklärung über deren Handeln und die allgemeine Bekämpfung von speziesistischer Ideologie und Kultur, sondern auch und vor allem Organisation für einen Kampf gegen die TierkapitalistInnen muss darum das Ziel sein.

(2.) Wenn das Fleischkapital das Zentrum der Tierausbeutungsindustrie ist und man sie hier am effektivsten treffen kann, sollten wir uns nicht auf diverse Kampagnen und Aktionsfelder verteilen, sondern die Kräfte bündeln und uns auf den Hauptgegner fokussieren. Zugespitzt: Wenn unser Gegner hochgradig vernetzt bzw. organisiert ist und arbeitet, sollten wir uns ebenso organisieren, um ihn effektiv treffen können. Das heißt nicht, die Arbeit gegen Versuchslabore oder den Pelzhandel links liegen zu lassen. Aber ein unkoordiniertes Vorgehen oder strategieloser Aktionismus führen nicht zum Erfolg.

(3.) Es gibt nicht nur „das“ Fleischkapital, sondern man kann die FleischkapitalistInnen konkret benennen: Es sind in Deutschland vor allem die oben genannten vier Unternehmen – Tönnies, Vion Food Germany, Westfleisch und die PHW-Gruppe –, die den Markt beherrschen. In der Schweiz wiederum heißen sie Bell und Micarna. In Österreich wäre Tann/Spar zu nennen. Sie sollten ins Zentrum einer Strategie der Bewegung gestellt werden.

(4.) Relevant sind dabei alle Machtmittel, die helfen, die FleischkapitalistInnen zu schädigen. Das ist im Kern ökonomische Macht durch die Störung der Kapitalverwertung, sprich der Zufuhr von Tieren und anderem „Material“ der Kapitalverwertung, durch die Störung der Produktion oder Ausfuhr des Fleisches. Aber auch politische Forderungen wie das Streichen von Subventionen oder das öffentliche Image der Konzerne sind Punkte, an denen man sie empfindlich treffen kann. Entscheidend ist, dass wir diese Machtmittel konkret ausrichten, und zwar auf die Fleischkonzerne.

(5.) Die Gegnerschaft zum Fleischkapital ist die politische Grundlage, auf der wir eine Zusammenarbeit mit anderen Kräften – Betriebsaktiven, Öko- AktivistInnen, der Klima-Bewegung, antikapitalistischen und sozialen Bewegungen – eingehen können. Denn beim Fleischkapital laufen die nationale und internationale Unterdrückung und Ausbeutung von Menschen, Natur und Tieren praktisch zusammen. Es sollten sich darum alle zusammenschließen, die unter dem Agieren der FleischkapitalistInnen zu leiden haben und die sich gegen es auflehnen.

(6.) Aus dieser gemeinsamen Gegnerschaft ergibt sich notwendig, mit den ArbeiterInnen in der Fleischindustrie, ökologisch motivierten und anderen Bewegungen gegen die Fleischindustrie grundsätzlich solidarisch zu sein und auf ein gemeinsames Projekt zu orientieren. Das heißt, dass wir gewerkschaftliche oder Auseinandersetzungen um andere Probleme der Fleischproduktion unterstützen und sie mit unserer Perspektive verbinden müssen. Das Ziel ist das Ende der Fleischkonzerne und die betriebliche Umstellung und Konversion hin zu einer pflanzlichen und ökologisch verträglichen Lebensmittelproduktion, bei Sicherung der Arbeitsplätze und bezahlter Umschulung der KollegInnen.

Um das konkret zu machen, schlagen wir vor, aus der Bewegung heraus eine „Offensive gegen die Fleischindustrie“ (OGFI) zu organisieren, die sich auf das Fleischkapital konzentriert und die verschiedenen Konfliktfelder (Tierausbeutung, Klassenkampf, Ökologie, internationale Solidarität) wieder stärker politisiert. Neben den o.g. analytischen und strategischen Gründen sprechen dafür auch mehrere bewegungspolitische Argumente:

(1.) Wir könnten ein kollektives politisches Projekt schaffen, mit dem wir (wieder und stärker) als politische Bewegung wahrgenommen werden würden. Dass es immer Arbeit im lokalen Kontext braucht, die nicht ersetzt werden kann und soll, liegt auf der Hand. Im Rahmen einer gemeinsamen Offensive gegen die Fleischindustrie im deutschsprachigen Raum würden wir uns jedoch nicht länger auf verschiedene Aktions- und Politikfelder verteilen, sondern könnten – entsprechend der jeweiligen Kapazitäten – die Kräfte bündeln und gemeinsam als Bewegung wahrnehmbar agieren. Wir würden ein gesellschaftlicher Anlaufpunkt für Protest sein, und könnten damit auch in der Öffentlichkeit klarmachen, dass das Tierkapital einen zentralen Gegner hat – nämlich uns.

(2.) Wir könnten unsere politische Schlagkraft vervielfachen. Die Kräfte zu bündeln, das liegt auf der Hand, heißt immer auch, stärker zu werden. Wir könnten Ressourcen, Know-How und Kommunikation bündeln und unseren Gegner effizienter und besser koordiniert treffen. Was wäre zum Beispiel, wenn man den nächsten „Fleisch-Skandal“, der durch die Presse geht, mit Pressemitteilungen, Flugblättern und Protesten vor Firmensitzen in verschiedenen Städten und unter einem gemeinsamen Slogan flankieren würde? Mit einem entsprechend koordinierten Vorgehen und einer cleveren Öffentlichkeitsarbeit ließe sich hier viel erreichen. Bislang überlassen wir all das de facto den Tierschutz- und bürgerlichen „grünen“ NGO’s. Eine Offensive, wie wir sie vorschlagen, muss dabei auch nicht zwingend mehr Arbeit für alle Beteiligten bedeuten. Es kann vielmehr umgekehrt heißen, die Kapazitäten besser aufeinander abzustimmen – durch verbesserten Austausch, gemeinsame Recherche, die Erstellung einheitlicher Materialien, Vernetzung etc.

(3.) Wir könnten ein konkretes Organisationsangebot schaffen, mit dem wir dem Auseinanderfallen der Bewegung entgegenwirken und ein Anlaufpunkt für Gruppen und AktivistInnen werden können. Die Erfahrungen der „Offensive gegen die Pelzindustrie“ (OGPI) zeigen nicht zuletzt, dass ein Organisationsangebot, an dem sich Gruppen und unorganisierte Aktive leicht beteiligen können, ein enormes Potential hat – etwa durch kampagnenförmige Aktionstage, gemeinsames Infomaterial oder aufeinander abgestimmte Protestformen, die alte wie neue AktivistInnen einfach übernehmen können. Warum nicht gegen die Fleischindustrie richten, was bei der Arbeit gegen den Pelzhandel gut funktioniert hat? Eine Kampagne mag zwar im Kern von einer Koordinationsgruppe o.ä. organisiert sein. Mit der Zeit kann sie jedoch ein Netzwerk von unterstützenden Gruppen und Aktiven aufbauen, die MultiplikatorInnen sind und sich regelmäßig an der praktischen Arbeit beteiligen. Wenn man das gut organisiert, kann so eine Kampagne also zum Sammelpunkt einer tatsächlichen Offensive werden.

(4.) Darüber hinaus könnten wir ein Organisationsangebot für jene schaffen, die bislang nicht aktiv geworden sind und sich organisieren wollen. Wir meinen, das Potential derer, die – aus verschiedenen Motiven – bereit sind, gegen die Fleischindustrie auf die Straße zu gehen, ist weitaus größer als das, was wir als Bewegung gerade aktivieren. In der gesellschaftlichen Debatte über Fleisch und die Fleischindustrie, Tiere und „grünen“ Konsum drückt sich auch aus, dass es hier einigen Unmut, Handlungsbereitschaft und eine Offenheit zum Umdenken gibt. Das sieht man zum Beispiel an den Reaktionen auf den „Fleischatlas“ der Heinrich-Böll-Stiftung oder an Massenprotesten wie „Wir haben es satt!“, bei denen auch die Frage der Fleischproduktion aufgeworfen wird. Aber warum überlassen wir dieses Potential reformistischen Kräften und dem Tierschutz, statt zu versuchen, die Menschen für eine linke und radikale Tierbefreiungsbewegung zu gewinnen? Wenn wir niedrigschwellig an den gängigen Argumenten für „grünen“ und nachhaltigen Konsum des Mainstreams ansetzen und diese antikapitalistisch wenden würden, könnten wir jene erreichen, die jetzt woanders aktiv werden und die eben „was tun wollen“ – für die wir aber offenbar bisher kein Anlaufpunkt sind.

(5.) Wir könnten den Veganismus (wieder) zum Teil einer gegenkulturellen Lebensweise machen. Kultur, Konsumverhalten und Fragen der Lebensweise sind wichtig und ein Thema, das derzeit viele bewegt. Die Fleischindustrie ist allerdings längst dabei, ihr Sortiment mit veganen und Veggie-Produkten zu erweitern und ein Integrationsangebot noch für das letzte Bisschen kritischen Potentials zu schaffen, das die Entscheidung für die vegane Lebensweise bergen mag. Neoliberale Lifestyle-Veganer wie Attila Hildmann, Jan Bredack (Veganz) oder Roger Lienhard (Blue Horizon) tun ihr Übriges, um den Veganismus endgültig zu entpolitisieren und in marktkonforme Bahnen zu lenken. Die Konsequenzen sind bekannt: Im Mainstream hat Veganismus schon lange keinen politischen oder progressiven Charakter mehr, sondern wird hauptsächlich mit Smoothie-Bars, Burgerläden und Food Blogs für gesundheitsfanatische Yuppies und Hipster assoziiert. Warum lassen wir denen das durchgehen? Auch diese vergleichsweise „kulturellen“ Fragen müssten zentraler Bestandteil einer OGFI sein. Sie sollte sich darum bemühen, den Veganismus wieder als Teil einer gegenkulturellen und revolutionären Haltung zu besetzen, die nicht nur für Konsum und Greenwashing steht, sondern für Ökologie, Tierbefreiung und eine grundsätzlich antikapitalistische, solidarische Haltung gegenüber Tieren, der Natur und ArbeiterInnen. So könnte man die Fleischunternehmen auch an einer Stelle treffen, an der sie überaus verwundbar sind, nämlich an ihrer Darstellung in der Öffentlichkeit und ihrem Image.

(6.) Wir könnten so eine Grundlage dafür schaffen, auf der wir uns (weiter) mit anderen sozialen Bewegungen und auch Gewerkschaften vernetzen. Die obigen Ausführungen machen klar: Die Fleischindustrie ist nicht nur unser Gegner, sondern auch der der Öko- oder der ArbeiterInnenbewegung. Wenn die Parole „Human Freedom, Animal Rights – One Struggle, One Fight“ ernst gemeint sein soll, ist es zum Beispiel längst überfällig, dass wir auch die Situation der ArbeiterInnen in der Fleischindustrie einbeziehen. Die ist schließlich nicht nur bekanntermaßen schlecht, sondern auch Gegenstand medialer Berichterstattung und gewerkschaftlicher Organisierungsversuche. Das hieße für eine OGFI, dass wir nicht nur die Ausbeutung und Ermordung der Tiere, sondern auch die Ausbeutung der ArbeiterInnenklasse thematisieren sollten. Hier lägen Möglichkeiten für Bündnisse oder Kooperationen mit Teilen der Gewerkschaftsbewegung, oder zumindest mit jenen Betriebsaktiven, die für so eine Kooperation aufgeschlossen wären. Auch die Situation migrantischer ArbeiterInnen, die ja bevorzugt von der Fleischindustrie angestellt werden, sollte dabei eine besondere Rolle spielen. Mit Blick auf den massiven CO2-Ausstoß der Industrie und die Zerstörung von (Regen-)Wäldern für den Anbau von Futtermitteln bestehen nach wie vor Möglichkeiten, sich weiter mit der Klima- und Umweltbewegung zu verbinden, was ja teilweise auch schon geschehen ist. Weil die Exporte der hiesigen Fleischindustrie auch Ökonomien anderer Länder zerstören, könnte man sich hier entlang der imperialistischen Ausbeutungs- und Herrschaftsbeziehungen auch mit Teilen der internationalistischen Bewegung zusammentun.

3. Wie angreifen? Vorschläge für Eckpfeiler einer Offensive gegen die Fleischindustrie

Wie lassen sich diese Überlegungen in konkrete Arbeit übersetzen? Das Initiieren eines Projekts, wie wir es uns vorstellen, müsste ein kollektiver Prozess und Gegenstand einer gemeinsamen Konzeption sein. Wir schlagen einige Eckpfeiler vor, die wir dabei für zentral halten, und welche die Arbeit auf mehreren Ebenen umreißen. Wir nennen hier nur die aus unserer Sicht zentralen Elemente – Konkreteres zu den einzelnen Punkten wollen wir an anderer Stelle diskutieren.

Am Beginn müssten sicherlich das Erarbeiten inhaltlicher Grundlagen, konkreter Ziele und die generelle Positionsbildung stehen.Die Basis der gemeinsamen Arbeit müsste (1) die Verständigung über eine gemeinsame inhaltlich-politische Grundlage der Arbeit sein. Nicht minder wichtig wäre jedoch (2) die Positionsbildung zu aktuellen Fragen in Bezug auf die Fleischindustrie: Wie zum Beispiel umgehen mit dem Einstieg der Fleischkonzerne in die Produktion von „In-Vitro-Fleisch“ oder ihre Investitionen in vegane Start-ups? Darüber hinaus müsste man (3) gemeinsame Ziele und Forderungen definieren.

Davon ausgehend bräuchte es Recherchearbeit zu Strukturen und Akteuren der Fleischindustrie. Wer sind die konkreten Macher und Profiteure der Industrie? Wie ist ihre Arbeit strukturiert, wie sehen ihre ideologischen Vorfeldorganisationen aus? Zur Vorbereitung von Aktionen und Hintergrundmaterialien bedarf es natürlich auch einer umfassenden Recherche, wo sie noch nicht erfolgt ist. Es solltedabei aber nicht nur um die Fleischkonzerne selber gehen, sondern ebenso um ihre Verbindungen zu NGOs, Medien und Vereinen.

Auf Grundlage dessen sollten Analysen geschrieben und Infomaterial erstellt und publiziert werden. Für eine solche Öffentlichkeitsarbeit bräuchte es eine Homepage sowie die entsprechende Präsenz in sozialen Medien, regelmäßige Pressemitteilungen und insgesamt eine kontinuierliche Pressearbeit.

Dass darüber hinaus Aktionen und Proteste ein zentraler Bestandteil der Arbeit sein müssen, ist klar. Die Fleischindustrie ist als solche sicherlich nicht so leicht angreifbar wie etwa der Pelzhandel oder Zirkusse. Und unsere Ressourcen sind begrenzt. Dennoch gibt es mehrere Ebenen, auf denen wir das Fleischkapital mit verschiedenen Aktionsformen treffen können – sie reichen von den klassischen Protestformen über das Nutzen parlamentarischer Wege (z.B. Subventionspolitik) oder Aktionen in „Sozialen Medien“.

Auch Vernetzungsarbeit und die Suche nach neuen Bündnispartnern wäre bedeutsam für die (Weiter-)Entwicklung einer gemeinsamen politischen Agenda. Wir vermuten, dass es auch in Teilen der marxistischen Linken oder der Klima- und Öko-Bewegung eine – vielleicht geringe, aber vorhandene – Bereitschaft gäbe, sich an Aktionen gegen die Fleischindustrie zu beteiligen. Dafür braucht es aber die entsprechende Vernetzung und Aufnahme von Kontakten.

Zu guter Letzt sollten wir im Rahmen unserer Möglichkeiten auch dazu beitragen, eine neue und „vegane“ Gegenkultur zu entwickeln. Wir sollten zum Beispiel der neoliberalen Vereinnahmung der veganen Lebensweise etwas entgegensetzen und sie wieder als alltägliche und grundlegend solidarische Haltung politisieren, die sich aber nicht auf individualisierte Konsumkritik beschränkt.

Die Kräfte bündeln und eine Strategie entwickeln!

Die Ausführungen in diesem Papier können und sollen kein fertiges Programm sein. Sie können auch keine Diskussion ersetzen. Das vorliegende Papier ist ein konkreter Aufschlag zur Debatte innerhalb der Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung und darüber hinaus. Es soll eine dringend nötige Diskussion anstoßen, zur Verständigung über die Zukunft unserer Bewegung beitragen und Möglichkeiten aufzeigen, neue BündnispartnerInnen für eine gemeinsame Offensive gegen die Fleischindustrie zu gewinnen.

Denn klar ist auch: Wenn die Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung aus der Defensive kommen und ihren politischen Zerfall stoppen will, dann ist eine grundlegende politische Neuausrichtung unausweichlich. Es ist an der Zeit, dass wir unsere Politik auf die heutige Situation ausrichten und eine Diskussion darüber führen, wie wir uns inhaltlich und strategisch orientieren und aufstellen wollen. Wir müssen uns als Bewegung neu formieren, die Kräfte bündeln und eine gemeinsame Strategie entwickeln. Die gesellschaftlichen Bedingungen dafür sind nicht nur schlecht – wir müssen aber auch die Grundlage dafür schaffen, sie zu nutzen!

Die Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung, so meinen wir, ist eine historisch junge Bewegung, die bereits über eine Menge Erfahrung verfügt. Nun kommt es darauf an, diese auszuwerten und zu nutzen, um als Bewegung inhaltlich wie auch organisatorisch den nächsten Schritt zu gehen: zu einer kollektiven Kraft zu werden, die das Tierkapital offensiv mit dem Ziel bekämpft, die bürgerlichen Eigentums- und Herrschaftsverhältnisse aufzulösen. Dazu soll das vorliegende Diskussionspapier beitragen – und in diesem Sinne hoffen wir auf eine breite und solidarische, aber unbedingt auch kritische Diskussion in der Bewegung.

Juli 2019,
Bündnis Marxismus und Tierbefreiung


Veröffentlicht am 1. Juli 2019 in den Kategorien: Allgemein Tierbefreiung


18 Theses on Marxism and Animal Liberation

Neither has the Marxist left stood up for the liberation of animals so far, nor has the animal rights and animal liberation movement taken up the construction of a socialist society. We argue however: Marxists and animal liberationists have the same enemy – the bourgeoisie. The following theses justify why they must unite for a truly revolutionary project.

This essay is the English translation of our German Marxismus und Tierbefreiung – Thesenpapier published on January 1, 2017. You can also download the English version in pdf format here. We also have a very small print run in English. If you want to order a copy, write us an email to: mutb@riseup.net. But, please take into consideration that it is going to take time and a monetary contribution (depending on the amount of copies you want and where you live).

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The original German version is available on Facebook, as pdf file, audio file (read by German animal liberation rapper MC Albino) and in print. Reviews and critiques (in German) were written by the Marxist scholar Karl Reitter (Vienna, Austria) and ecological Marxist Athanasios Karathanassis (Hannover, Germany).

We want to thank André and Keith for the translation. Despite their support, we are responsible for all remaining mistakes.

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18 Theses on Marxism and Animal Liberation

Marxism and the liberation of animals are two things which, at first glance, do not seem to have much in common. Neither did the former make waves for being particularly animal-loving, nor are animal lovers known for taking up the cause of liberating the working class and the construction of a socialist society.

Quite the opposite: Classical Marxism has little appeal to the predominantly autonomist-anarchist animal rights activists; it is regarded as an overly simplified theory and as an authoritarian ideology which has become obsolete with the end of actually existing socialism. Although the critique of capitalism and the labour movement’s vocabulary (‘comrade,’ ‘class’) are regaining popularity amongst the radical left, one nevertheless does not quite know what to make of traditional Marxists. Marxists are considered to be people who notoriously hate animals and only talk economy, and who are often indistinguishable from petty bourgeois philistines who do not want to forego their grilled sausages.

Marxists, in turn, do not hold animal liberation activists in particularly high regard either: they are often seen as strange ascetics and bourgeois moralists who invest themselves in negligible causes instead of focusing on the key issues. They are expected to take part in actions and alliances for class struggle, but to leave their ‘animal craze’ at the door. Many comrades break out in cold sweat when they ponder a society in which both humans and animals alike are liberated from exploitation and oppression, since it would mean giving up their meat and cheese. And anyway: Friedrich Engels already made fun of the “Herren Vegetarianer” who underestimated the importance of meat consumption in the history of human civilization and who were, at best, utopian socialists.

Nevertheless, we reject this opposition and believe that the historical materialist analysis and critique of society developed by Karl Marx and Friedrich Engels, the corresponding politics and the call to liberate animals from their socially produced suffering all necessarily belong together. On the one hand, demands for animal liberation are indeed moralist if they do not analyse the historically specific conditions in which the exploitation of animals is taking place and which social changes are necessary to end it. On the other hand, however, every Marxist critique of society remains incomplete if it does not consider the fact that, to make profits, the ruling classes have not only exploited the oppressed classes within the history of class struggle, but also and always animals (and nature).

The exploitation of wage labourers on the one hand, and of animals on the other, may have qualitative differences in the way they have developed historically, and their relation to the means of productions also remains different today. In spite of all the differences, however, the working class and animals have a common history during which they have both faced the ruling class antagonistically as suffering, humiliated, oppressed and abandoned beings; the former as subjects, the latter as objects of liberation. Hence, we argue: the idea of animal liberation remains inconsistent when it repudiates the historical materialist critique of society. At the same time, Marxism remains equally inconsistent when it refuses to acknowledge that today, the liberation of animals must be integral to contemporary Marxist theory and politics. Firstly, the current stage in the development of the productive forces not only makes such liberation possible, but indeed necessary. Secondly, everyone who aspires to create a world without socially produced and objectively preventable exploitation, domination and suffering is required to also acknowledge the suffering of animals and strive for its abolition. Isolated approaches to unite Marxism and animal liberation have already occurred in the history of the left and the labour movement. But these have not become widely accepted to date. The following theses explain why Marxists and animal liberationists should not be compelled into a forced marriage but rather unite in a bond for life.

Why anti-speciesism must be Marxist

I.

Modern, capitalist society recognises animals only as material carriers of value and as capital’s means of production, as means of labour and subjects of labour which are supplied by nature for free – as long as no human labour is used to harness it.

The executives in the meat industry, the heart of the animal exploitation complex, earn billions with the killing of animals. In Germany alone, record turnovers of up to 40 billion Euros per year are reached by slaughtering more than 60 million pigs, 3.5 million cows and 700 million chicken, ducks and geese annually. Even in Switzerland, the sales volume amounts to 10 billion Swiss francs. In circuses and zoos, ‘exotic’ animals are usually kept under atrocious conditions to perform excruciating, stultifying show-acts. During hunts, they are killed for the mere amusement of mostly well-off huntsmen. In experiments, they serve as objects of research and labour, while the pet industry overbreeds and sells them off as toys. These conditions are horrific and brutal and anybody who witnesses them and who does not have a completely alienated relationship with the environment experiences at least some sort of empathy with the sentient beings when seeing them in their plight.

As a consequence, a commitment to ending animal exploitation often begins with being appalled by the killing of animals on a mass-scale and by their ideological degradation. At the same time, such a commitment may begin with an impulse of solidarity in search of an explanation for the exploitation and for a way to abolish it. Empathy with the suffering of animals then leads to a theoretical reflection on the relation between humans and animals and sparks the impulse to become active in the struggle for the liberation of animals. But how does this impulse manifest itself in practice? Let us look at the theory and practice of the current animal liberation movement.

II.

In a nutshell and somewhat simplified, the contemporary German-speaking animal rights and animal liberation movement is dominated by a politico-theoretical current which the Marxist philosopher Marco Maurizi describes as “metaphysical anti-speciesism.” It is composed of three main schools of thought:

Bourgeois anti-speciesist moral philosophy is predominant in a number of organizations and initiatives, such as PETA, which raise political demands for animal rights and animal welfare and appeal to consumers, the state and private institutions by means of petitions, lobbying, campaigns, offering expert consultancy and so forth.

Liberal legal critics form a theoretical and political bridge between moral philosophers and anti-authoritarianism. Depending on their interpretation and affinity to any of the two political theories, they may lean toward one or the other. This also explains to some degree the broad agreement in the animal welfare, animal rights and animal liberation movement that animal rights indeed are an aim to strive for.

The social liberal post-structuralist-anti-speciesist anti-authoritarianism makes its political appearance in forms of the extra-parliamentary left inspired by autonomism and anarchism respectively. Such autonomist anti-speciesism represents the core of the abolitionist wing of the animal rights and the animal liberation movement.

III.

Bourgeois anti-speciesist moral philosophy deals with the question of why the suffering of animals is considered different from the suffering of humans, or, to be more precise: why such differences provide the moral basis for actions.

Accordingly, this current vets commonly accepted justifications for killing and utilizing animals – for example that animals do not reason and lack cognitive abilities, that animal suffering is different in kind and less grave than human suffering, and so on. Also, it reveals the inner contradictions in the arguments for killing and using animals by pointing out that not all animals lack cognitive skills, for instance, and that neither are all humans (of all ages, and so on) equally capable of performing cognitive tasks. Moreover, even within the human collective, forms of suffering are so different that we could thus hardly speak of a universal human suffering in opposition to a universal animal suffering. As a consequence of such inconsistencies, advocates of the anti-speciesist moral philosophy maintain that there are no justifiable reasons to make morally significant distinctions between human and animal suffering. Accordingly, they ask why such distinctions are made in practice nevertheless. Their answer: because human society is permeated by speciesism, that is, the ideological assumption that the human species is superior. The argument is that just like racism or sexism, speciesism establishes normative boundaries that cannot be justified and thus lacks any actual foundation. Instead, according to Singer, speciesism, defined as “a prejudice or attitude of bias in favour of the interests of members of one’s own species and against those of members of other species,” is the reason for the “discrimination” against animals.

The merits of such a moral philosophy are that speciesist ideology is confronted with its own untenable claims. However, bourgeois anti-speciesist moral philosophy has numerous problems of its own: strictly speaking, it does not explain why animals are being exploited, why they are being made objects of economic utilization; rather, it explains how the different treatment of animals and humans is legitimized and shrouded under current social circumstances. This is an important distinction. Therefore, bourgeois moral philosophy can tell us which form of thought justifies that humans are not killed in abattoirs and why in the case of animals the slaughtering is not eliminated, for example. Yet it cannot contribute anything of substance on the origin and function of animal exploitation or, more specifically, explain both the abattoir as an industrialised business and for what purpose the animals are killed in it. Instead, it reduces all these questions to abstract, individual acts, views and practices that are treated in complete isolation from the functioning of capitalist society. Moreover, such moral philosophy is ahistorical: its subject matter is speciesist ideology of the bourgeois society within the here and now. It is interested in the history of human-animal relations only in terms of the history of ideology, if at all; it can tell us nothing about the social origin and the genesis of speciesist ideology.

IV.

Liberal animal rights theory primarily attempts to explain why animals, in contrast to humans, do not have civil liberties, why they are treated as objects but not as subjects of law. Its answer is essentially tautological: because animals are defined by law as property. Following this line of argument, because animals are normatively determined as human property, every serious conflict of interest between the species then leads to the defeat of non-human creatures. The status of animals as property then prepares the way for the institutionalized exploitation of animals. Depending on the respective politico-scientific reading, the problem is accordingly the absence of either negative or positive basic rights analogous to human rights. Advocates of this theory conclude that current law is based on a moral prejudice that privileges humans over animals, much in the same way as whites had once been favoured over black slaves. The theory of law thus excludes animals from being subjects of rights by definition.

The criticism of the judicial fact that animals are legally considered to be ‘things’ and/or ‘property’ of natural or legal persons has not lost any validity today. However, legal norms neither self-evidentially explain nor have they or the theory of law established the exploitation of animals. Animals are not just private property because the law says so or because jurists presume them to be. Private ownership (of the means of production) is constitutional because the law is the legal expression of bourgeois relations of production and exchange. In the course of class struggle, the ruling class has degraded nature in general and animals in particular to a means of production at their disposal, secured such hierarchy juristically and stipulated it as universally applicable. For that reason, it is lawful today for man to treat the animal as their property. Legal norms allow the exploitation of animals because they are bourgeois, not just because they are speciesist.

However, there are instances in which animal rights theorists have also contributed to focus the analytic perspective despite the legalistic and anti-speciesist mystifications immanent to their positions. In particular, among the irrevocable achievements of the anti-speciesist legal criticism is that it highlights how the juristic status quo enables an economically more efficient exploitation of animals and how it fosters the required political compliance of civil society at the same time – in other words, that the actually existing animal welfare law therefore secures rather than prevents the exploitation and oppression of animals.

Yet it weighs all the heavier, then, that animal rights theory is subservient to bourgeois illusions about state and law. Animal rights theorists sever the connection between capitalist economy on the one hand and the bourgeois form of state and its legal form on the other, and even propagate the latter as a positive frame of reference for progressive politics. Certainly, it is legitimate, insofar as it is possible, to enlist federal institutions and laws as tools in the fight against the animal industry. However, the demand to turn animals into citizens or similar subjects of rights is an ideological one. This is especially true against the background that, even among humans, state and law do not guarantee but undermine liberty, equality and fraternity.

V.

The post-structuralist-anti-speciesist critique of power proceeds in much the same way as the bourgeois moral philosophy, but radicalizes the ethical consideration of human-animal relations. It asks primarily how the animal was introduced to the world as a social construct and holds that this construct is continuously reproduced through, for example, religious, literary or journalistic publications and those of the natural and social sciences – from the bible through Descartes to Kant. Speciesism, it claims in unison, is the result of a dualist construction of society and nature, “the large occidental discourse” (Coetzee) of the human and the animal. Furthermore, advocates of this current highlight that while all those characteristics that had been somehow beneficial to the progress of human civilization – reason, science, will, rationality and so forth – are ascribed to society, whereas the side of nature is identified with everything that has been superseded and left behind by this process – spirituality, drives, affectivity, magic and so on. According to this interpretation, such a dualist construction continues within the relation between humans and animals: humans are constructed as reasonable, rational and analysing subjects, which are raised above animals who are constructed as unreasonable creatures of nature controlled by their drives and affects. Arguing by means of this dualism is the foundation of the post-structuralist-anti-speciesist critique of power to explain the political dominance of humans over animals, the control of the former over the latter as well as the latter’s exclusion from democracy.

In its proceeding, the post-structuralist-anti-speciesist approach differs little from that of anti-authoritarian feminists and anti-racists, who examine forms of sexist and racist practices in similar ways. According to this perspective, sexism exists because the woman is constructed as an emotional creature driven by affects and requiring protection, whereas the man is constructed as being rational and ‘cool headed,’ strong-minded and able to assert himself; the root of racism, in turn, is the construction of the other, for instance peoples and religions degraded as primitive in contrast to the superior Western nations.

The radicalness of the anti-speciesist critique of power amounts to showing the duality residing in speciesist ideology, to calling this duality out as an instrument of political domination and to reject passing off the struggle against one ideology as more important than fights against other ideologies. For this reason, autonomist anti-speciesists oppose animal exploitation with the same conviction that they oppose sexism, racism, homophobia and other social mechanisms of exclusion which belie any promise of bourgeois emancipation. This is also why the unity-of-oppression approach – known in its current form as intersectionality or total liberation – is so popular among them.

In purely analytic terms, many observations of anti-authoritarian anti-speciesism are correct. The problem is that they deliver mere descriptions of the dominant discourse on human-animal relations and other forms of oppression, but no explanation as to why the human-animal relation is the way it is, and why the criticized discourse is so predominant. A post-structuralist-anti-authoritarian anti-speciesism can elucidate the character of the dualism of human and animal in bourgeois ideology, that is, how it is present as an ideological form of thinking in discourses that are called upon; it cannot, however, determine the origin or the function of this ideology. It offers no explanation for what exactly created the ideological dualism of the human and the animal and what mediates it. Whenever anti-authoritarian anti-speciesists allude to this point, their analysis becomes woolly. For this reason, it remains phenomenological, in the end purely formal and, above all, idealist, as it considers mere (wrong) thinking to be the engine of history. What is more: The unity-of-oppression approach confuses the question of the qualitative interrelation between different types of oppression and their genesis with their political-normative assessment. Ultimately, it is capable only of tautological patterns of explanation: Speciesism hence arises from speciesist discourse. Historical materialist theories are mostly taboo. The question of the inner and functional correlation between bourgeois relations of production and racist ideology, for example, is confused with the question of whether capitalism as a mode of oppression is normatively worse than racism or more important an issue – or vice versa. Thus, already the attempt at analysis is rejected.

VI.

We can thus establish: both anti-speciesist moral philosophy, and its more radicalised version, anti-authoritarian anti-speciesism, as well as the liberal legal criticism offer no useful explanations for the exploitation of animals and its ideological concealment. They can describe speciesist ideology and legal norms in detail, determine their parallels and commonalities with other similarly structured ideologies and norms and also highlight inner contradictions within these ideologies and laws. They cannot tell us, however, how ideological thinking about animals or their status as property came into the world and why in bourgeois capitalist society animal exploitation took on precisely the highly technological, industrialised form which it currently has. In short: they do not help us understand why, in whose interest and how exactly animals are exploited in capitalist society.

Such theoretical deficiencies yield immediate consequences for political praxis: all three approaches deal exclusively with the inner functionality of speciesist reasoning. Accordingly, every form of animal exploitation appears to them as the result of speciesist consciousness – for them the political practice directed at liberating animals is also primarily a question of adequate thinking, moral comport and legal norms. The circle of friends, the butcher, the producer of meat, the animal testing laboratory and its lobbyists – according to those schools, they all must cast off their speciesist thinking for animals to be freed. Social praxis is here above all a question of social consciousness, which is the sum of the consciousnesses of all its separate individuals. Animal exploitation and animal liberation are reduced to a philosophical, epistemological, at best theoretical judicial problem. Moral philosophers, theorists of law and anti-authoritarian-anti-speciesists neither really explain that those who profit from the exploitation of animals have a strong interest in perpetuating current forms of animal exploitation, nor do they explain why they have this interest.

VII.

Here is precisely where Marxism comes into play. The early writings by Marx and Engels discuss the relation of being and consciousness, of nature and society and also of humans and animals. Marx and Engels pose the question in what way historically specific forms of cognition and consciousness interrelate with the way in which society is organized – in other words, the question of the element of mediation between being and consciousness. Their answer, grossly simplified: through social labour in the respective historically specific relations of production, humans produce by way of their material existence their own consciousness as well as the conditions by which this consciousness can and has to change. It is social labour – the active alteration of pre-existing conditions – which molds both nature and the functionality of society, while also creating the basis for the understanding of both. Hence, Marx and Engels say: we must look at what produces the supposed dualism between being and consciousness, between society and nature, what mediates and influences it, what constitutes the inner relation between humans, society and nature – and this something is social labour in its respective historically specific form. Therefore, the contradiction between society on the one hand, and animals and nature on the other does not simply develop in people’s minds: capitalism as a historically specific form of organizing social labour produces this contradiction constantly anew: within the capitalist process of production, animals and nature quite literally become a mere resource to exploit.

This way of understanding the relation between humans, society and nature is historical materialist. It is a materialist perspective, because it assumes that social existence forms the basis for consciousness; and its materialism is historical, because it does not consider existence as fixed and invariable but understands it as existence that is produced socially by humans themselves. There also exists an unhistorical materialism, from which Marx and Engels disassociated themselves forcefully. The relation between being and consciousness is not a deterministic one in the sense of a simple schematism, as Engels emphasizes: “The economic situation is the basis, but the various factors of the superstructure — political forms of the class struggle and its consequences, namely constitutions set up by the ruling class after a victorious battle, etc., forms of law and the reflections of all these real struggles in the minds of the participants, i.e. political, philosophical and legal theories, religious views and their expansion of the same into dogmatic systems — all these factors also have a bearing on the course of the historical struggles of which, in many cases they largely determine the form. It is in the interaction of all these factors and amidst an unending multitude of fortuities (…) that the economic trend ultimately asserts itself as something inevitable.”

VIII.

If we want to explain, criticize and abolish the exploitation of animals, rather than deal exclusively with the patterns of its legitimization, we must rely on the tools of historical materialism.

In one of their most important texts for this endeavour, The German Ideology, Marx and Engels show how humans step by step worked their way out of nature by repressing both inner and outer nature, how they learned to use and subjugate nature and how thereby humans produced the difference between nature and society themselves. According to this analysis, humans produced and domesticated themselves by learning to dominate external and their inner nature through labour. Marx and Engels highlight that humans were originally animals – and that they also remain such. However, through social labour, through the social development of production and distribution and through their socio-historical evolution humans attained a gradual difference from other animals. In Marx’s and Engels’ words: “Men can be distinguished from animals by consciousness, by religion or anything else you like. They themselves begin to distinguish themselves from animals as soon as they begin to produce their means of subsistence, a step which is conditioned by their physical organization. By producing their means of subsistence men are indirectly producing their material life.” At the same time, it would not occur to Marx and Engels to “dispute the ability of animals to act in a planned, premediated fashion,” as Engels writes in Dialectics of Nature, “but all the planned action of all animals has never succeeded in impressing the stamp of their will upon the earth.” Humans, creatures of nature, who have to satisfy natural needs such as food, drink and so forth, hence do not differ categorically but gradually from animals, and this gradual difference is the result of their own politic-economic social praxis.

IX.

Therefore, historical materialism provides a fruitful approach to explain the history and development of human-animal relations: they are the result of a process of civilization in which humans have worked their way out of nature through social labour and have thereby produced the difference from non-human animals themselves. Unlike post-structuralist anti-speciesism, for example, historical materialism can not only describe the dualism between humans and animals but also explain it. Furthermore, it can identify social labour as the element through which this dualism is constantly reproduced in practice. It follows that the ideological perceptions of animals are not mere figments of imagination but are also actually true, in so far as they have a real material foundation. Speciesist thinking about animals hence is not the basis of animal exploitation, but rather the latter’s ideological reflex. Marco Maurizi got to the heart of this: “We do not exploit animals because we deem them to be inferior, rather, we deem animals to be inferior because we exploit them.” Yet from this also follows that we have to determine the historically specific forms this relation is organised in. After all, there is no universal social labour that propels the process of civilization, but always only social labour in historically particular forms of organization.

X.

It is not just the politico-economic relations of current capitalist society that brought about classes that confront each other antagonistically, but also the preceding relations. The conflict between the classes, which results from their opposing interests, remains history’s engine to this day. Accordingly, the Manifesto of the Communist Party states: “The history of all hitherto existing society is the history of class struggles.”

Within contemporary bourgeois-capitalist class society, the organization of social labour rests basically upon two social relations: the organization of labour by way of the market – labour is a commodity – and class relations: workers and capitalists confront each other in the process of production. Capitalists own the means of production (or the necessary capital for their acquisition), they thus buy instruments of labour, subjects of labour and labour force (the latter offered by the wage labourers who have nothing else to sell) and deploy them in the production process. The product re-assumes the form of commodity, which is sold for profit. However, this profit, the accumulation of which is the reason and purpose of capitalist production, does not just fall from the sky. It can be obtained only by exploiting the workers: they work beyond the point at which they have produced a value equivalent to their wage; they thereby produce a surplus that is not at their own but at the capitalists’ disposal. Capitalists, writes Marx in the third volume of Capital, build “a veritable freemason society vis-à-vis the whole working class.”

Therefore, given that there are both exploiters and exploited in capitalist society, it is not the whole human species who exploits animals. Instead, the exploitation of animals and wage labourers first and foremost takes place following the interests and under the direction of the ruling class. Of course, the exploitation of animals and the exploitation of wage labourers differ qualitatively, and the latter do not necessarily act in solidarity with animals just because they are also being oppressed and exploited. Workers in abattoirs even kill animals. But capitalist relations of production do not only rest upon an antagonism between capitalists and the working class, but also between the ruling class and nature as well as animals. The former conducts the industrially organised exploitation of animals and profits substantially from it. Accordingly, as Marx writes, “The view of nature attained under the domination of private property and money is a real contempt for and practical debasement of, nature.” This of course includes animals. To answer the question why not only workers are exploited under capitalism but also animals – if in a particular qualitatively different way – one must examine the position and function that animals inherit in this form of organizing social labour, and hence the specific capitalist form of animal exploitation.

XI.

Animals do not immediately take part in the social relations that are characteristic for capitalism as active individuals – they do not purchase or sell anything on the market, not even their labour: when they expend labour in the process of production they do not receive wages in return. Accordingly, animals do not produce surplus value and are not part of the working class. Their exploitation corresponds to what Marx describes as exploitation of nature: by virtue of bourgeois property rights and the economic power at their disposal, the capitalists make a profit from the ruinous dealing with animals and nature. This is not exploitation in the sense of the labour theory of value. Yet Marx also does not limit the notion of exploitation to the production of surplus value. And he certainly does not conclude from the observation that slaves also do not produce surplus value that they are not exploited.

Since they cannot resist in an organized manner, animals are appropriated just like other natural materials as freely available means of production, that is, as instruments of labour (as though they were machines for the production of eggs, milk, meat and so forth) and subjects of labour (leather, meat for further processing and so on). Wage labourers perform the oftentimes violent appropriation in practice. They execute, under capital’s command, the production of surplus value, which in the animal industry encompasses killing and milking as well as performing vivisections and suchlike more. The products that are produced by animals or which they themselves are, are processed further by wage labourers and are finally sold as commodities. The production of profits hence rests not only upon the exploitation of wage labourers, but also on that of animals in particular and of nature in general. For the purpose of maximizing the profits that are realized through the exploitation of animals, capitalists are striving to integrate animals into the process of production as efficiently as possible. Efficiently also means: by abstracting from their qualities, among which is their ability to suffer.

XII.

From all this follows for us that only a historical materialist anti-speciesism proves capable of comprehensively explaining and analysing human-animal relations, which upon closer inspection reveal themselves today as relations of exploitation and domination between capital on the one hand and the proletariat, animals and nature on the other. A historical materialist anti-speciesism opens up new perspectives for the analysis and critique of bourgeois class society, and it identifies areas in which the capitalist order proves vulnerable and which need to be targeted in order to liberate animals from exploitation.

Indeed, one cannot conclude from the critique of political economy that animals would automatically be liberated within a socialist or communist society. Yet, the struggle against the rule of capital and its expropriation are necessary preconditions in order to enable people to collectively cast the decision: we will liberate the animals!

As long as the relation of capital persists and with it the control of the ruling class over what is produced, as well as how and by what means, capital will appropriate nature and incorporate everything into the process of valorisation from which one cannot save oneself or take a stand against.

Why Marxism must be anti-speciesist

XIII.

For Marxists, much of what has been said so far is not new. Historical materialism and the Marxian critique of political economy are after all the guiding principle of their economic and political analyses. They could therefore shrug their shoulders and tell the animal liberationists: well spotted, now stop with the moralizing and start fighting capitalism with us. And they would have good reasons for this!

We think, however: If one is serious about historical materialism, then one must acknowledge that humans and animals do not only have a shared history. Above all, the oppressed, exploited classes and animals have the same enemy, who profits from and is responsible for their exploitation while also organizing – in different ways – their oppression: the ruling class. In addition, Marxists need to recognize that due to its damaging social and ecological effects the current extent of animal production is objectively irrational and obstructs social progress.

XIV.

The current level of the development of productive forces does not just allow us to think about resolving the socially produced suffering of animals and to pose the question of including them in the struggle for liberation. A glance at the carbon footprint of the meat industry or its mindless consumption of natural resources also highlights the urgent necessity to develop a Marxist position on the social dealing with animals. The contradiction between capitalism and nature has reached a scale today that threatens the principal survival of the human species – to which industrialised animal production makes a significant contribution.

Today, the exploitation of animals is not only objectively unnecessary, but irrational and counter-progressive. It causes excessive and ever-growing consumption of resources such as water and soy, which are not used for meaningful purposes but are deployed in the production of meat, milk and eggs, and which are not at all rationally distributed. The ecological damages caused by clearing rain forests, by monoculture cultivation or by the pollution of water are already partially irreversible. Therefore, whoever believes that they can ignore the production of meat or even transpose it into a socialist operation, is taken in by the naïve and romanticized image of industrialized food production that the capital lobby groups are promoting. The conversion of the food and meat industry into ecologically sustainable, vegan and socially planned production, in contrast, would be a timely socialist demand.

It is well-known that the utilization and consumption of animals plays an important part in the history of human civilization. This, however, does not warrant its continuation to the present day: today’s productive forces do not only permit sympathy for the suffering of animals, but they also make it possible and necessary to restructure the relations of production accordingly. And, as the present theses in this paper ought to prove, Marxists have no reasonable cause not to do so.

The fact that the technological potential of developed capitalism enables historical progress should not hide the fact that this potential also allows for capacious destruction: it contains the possibility for liberation and at the same time for total reification, disregard and annihilation of life. If modern productive forces shall no longer be destructive forces but means for the unfolding of progress and well-being, those who have a mutual interest in this must join forces. They need to change the social relations, so that the productive forces are no longer deployed for the profit of few, but instead be developed and applied for the benefit of all. That is why we say: Marxists and animal liberationists should join forces in their struggle for a revolutionary, truly civilizing project – the liberation of humans, animals and nature.

XV.

In contrast to idealist conceptions of history, historical materialists assume that not ideas, but class struggles are the engine of human history. This struggle is based on the fact that within class societies the interests of classes which antagonistically oppose each other can never be reconciled – the antagonism can merely be disguised, or, rather, be suppressed by way of ideological mechanisms, religion, politics, law and so on. The ruling class is at pains to assure as much, for example by imposing their ideas as the dominant ideas.

Just as there are qualitative differences in the functions animals and wage labourers have within the process of production and in the process of their exploitation, the role animals inherit in the struggle against the ruling class is also different from that of the wage labourers. Wage labourers can organize to defend themselves, plan strikes and demonstrations or think about a liberated society. Above all, however, in contradistinction to animals, they can analyse the social conditions under which they are being exploited and dominated and, consequently, derive concrete measures to organize their own liberation. For this reason, the working class can be the subject of its own liberation. Animals, in contrast, can only be objects of liberation.

When it comes to the question of animal liberation, traditional Marxists often bring up this difference between wage labourers and animals. They argue that no historical necessity for the liberation of animals can be deduced from a systematically reflected social analysis. This is correct: when it comes to its implementation, animal liberation is essentially a politico-economic question – its necessity cannot be derived immediately from an analysis of capital. Yet the situation with regard to abolishing wage slavery is not significantly different. As a historical necessity, organized class struggle from below can neither be deduced from the analysis of capital relations and the realization that class struggle is the driving force of history. It also only exists if and when wage labourers politically decide to take it up.

Revolutionary Marxists not only analyse the modern mode of production. They also make the political decision to fight against their subjugation to capital based on their experiences, their suffering, their consciousness that they have of capitalist exploitation and their knowledge of the “material conditions, which alone can form the real basis of a higher form of society, a society in which the full and free development of every individual forms the ruling principle,” as Marx writes.

Whoever has accepted that liberation is necessary (at all) to end socially produced suffering and exploitation has no reason – other than an ideological one – to exclude animals from this endeavour. The analysis of capital relations as central relations of exploitation and domination in today’s society shows that the production of capitalist profits is not solely based upon the exploitation of wage labourers, but also upon the exploitation of animals (and nature in general). Capitalist production, in which the interaction between society and nature is organized in order to maximize profits, simultaneously saps the original sources of all wealth: “the soil and the labourer” (Marx). An uncompromising struggle for the abolishment of this relation must therefore include the struggle for the liberation of animals and nature.

XVI.

Thus, once one has decided to fight for liberation, there is no reason why one undertakes everything to end socially produced suffering, while at the same time excluding animals from this goal (according to some Marxists this is even the case in communism). Indeed, despite all qualitative differences in the exploitation of wage labourers and animals: both humans and animals alike have the capacity to suffer – even though it constantly takes on different forms. It would be inconsistent and a product of false consciousness to set a clear and absolute distinction between humans and animals where this capacity is concerned, something which has remained their commonality in spite of the gradual differences that have been developed socio-historically.

At this point, many Marxist comrades object saying that all the talk of suffering is moralism, and that morals cannot provide the foundation for a class conscious anti-capitalist politics. After all, one cannot fight the bourgeoisie with empathy or appeals to sympathy, but with an organization and a deliberate political line developed on the grounds of a concrete analysis of the concrete situation. And this is correct, but even so, they make two mistakes: they misjudge the historical materialist significance of suffering and confuse the genuine existence of morality with bourgeois moralism.

The suffering we are writing about here is not an idealistic, but a historical materialist category. It is not a kind of suffering like lovesickness or toothache, but a suffering which is grounded necessarily in society’s organization, in its relations of production, and accordingly can and must be alleviated and potentially abolished. The will to do precisely this is an essential propulsion of class struggle and solidarity – it is part and parcel of historical materialism’s spark. To neglect the suffering in Marxist theory means accordingly to negate an important element of its foundation.

Even politics in the best Marxian sense is initially motivated by morals, for the simple reason that, as we have demonstrated, the suffering under (wage) slavery and exploitation is a catalyst of the search for possibilities to abolish capitalism. The realization that the production of exploitation, oppression, imperialism and suchlike is inherent to capitalism, or, in other words: that it spawns conditions under which we suffer, causes Marxists to analyse and criticize society and, on this basis, to do revolutionary politics.

We can hence establish: Marxists are also driven by a moral impulse, which is essential for the decision to become politically active as well as to promote political messages. Yet they do not stop there. Rather, they realize the political and economic limitations of empathy and make the experience of suffering the starting point of a historical materialist analysis of society. Thereby, they derive the political necessity to organize themselves not exclusively from the exploiteds’ collective experience of suffering, but from the understanding of the objective position wage labourers occupy in the social fabric – and which possibilities for a class struggle from below arise from this.

This is the difference between morality and moralism: revolutionary morals understand that a “really human morality which stands above class antagonisms and above any recollection of them becomes possible only at a stage of society which has not only overcome class antagonisms but has even forgotten them in practical life” (Engels).

XVII.

As long as the class antagonism is not overcome, the alienation of workers from their product of labour, from themselves, from the social process of production and from nature will also persist. In the animal industry, such alienation needs to be extreme so that wage labourers are able to harm creatures capable of suffering in the process of production, to process them industrially, that is, to kill them. Within capitalist exploitation of animals, we lose the consciousness that we have an essential commonality with animals: that we, too, possess a tormentable body, and that ultimately to be a human also means to be an animal. The suppression of the inner nature of humans is both a condition and a consequence of the capitalist mode of organizing social labour at the same time.

XVIII.

When taking all of this into account, then we also have to conclude: the very indignation we experience in the face of capitalism’s brutality that drives us to a Marxist analysis of society and to resistance is the same one that animal liberationists experience in the face of the suffering of animals. The enemy of animals – capital – is also the enemy of humans. As a Marxist, as an anti-capitalist, one must turn this impulse of solidarity into fuel for one’s life, and understand and acknowledge the objective position of animals within the capitalist process of production, that is, that they belong to those oppressed creatures at whose expense the ruling class accumulates its wealth. The class struggle for the liberation of animals is the struggle for the liberation of the proletariat.

Bündnis Marxismus und Tierbefreiung/Alliance for Marxism and Animal Liberation is an association of people active in the animal liberation movement and in the communist left.


Veröffentlicht am 5. August 2018 in den Kategorien: Allgemein Texte Tierbefreiung


Marxismus und Tierbefreiung – Thesen

Das Bündnis Marxismus und Tierbefreiung hat ein Thesenpapier verfasst, das begründet, warum marxistische Analyse und Politik sowie das Anliegen der Tierbefreiungsbewegung zusammengehören und warum sich beide Lager, die bislang nur wenige Berührungspunkte haben und einander z.T. mit einiger Skepsis begegnen, für ein revolutionäres Projekt zusammentun müssen. Der Text beruht auf zahlreichen Diskussionen mit Genossinnen und Genossen sowohl der Tierbefreiungsbewegung wie auch der sozialistisch-kommunistischen Linken. Er ist auch in gedruckter Form als Broschüre erhältlich und kann über das Bündnis bezogen werden. Für Kritik, Anfragen oder den Bezug der Broschüre kann das Bündnis gerne via Facebook als auch per Mail (mutb [at] riseup.net) kontaktiert werden.

[DOWNLOAD: PDF-VERSION DER BROSCHÜRE]


MARXISMUS UND TIERBEFREIUNG

Der Marxismus und die Befreiung der Tiere – auf den ersten Blick zwei Dinge, die kaum etwas miteinander zu tun haben. Schließlich hat weder ersterer durch seine Tierliebe von sich reden gemacht, noch sind die Tierfreunde dafür bekannt, sich die Befreiung der Arbeiterklasse und den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft auf die Fahnen geschrieben zu haben.

Ganz im Gegenteil: Mit dem klassischen Marxismus können die mehrheitlich autonom-anarchistisch geprägten Tierbefreiungsaktivisten nicht viel anfangen; er gilt als theoretisch unterkomplex und autoritäre Ideologie, die sich mit dem Ende des Realsozialismus erledigt hat.

Zwar kommen Kapitalismuskritik und das Vokabular der Arbeiterbewegung („Genosse“, „Klasse“) in der linksradikalen Szene wieder vermehrt in Mode, aber so richtig kann man mit den traditionellen Marxisten trotzdem nichts anfangen. Sie sind als notorische Tierhasser verschrien, die nur von Ökonomie reden und oft kaum von kleinbürgerlichen Bratwurst-Spießern zu unterscheiden sind.

Bei den Marxisten wiederum stehen die Tierbefreiungsaktivisten nicht hoch im Kurs: Sie werden oft als spleenige Kostverächter und bürgerliche Moralisten gesehen, die an unwichtigen Nebensächlichkeiten herumdoktern, anstatt sich den zentralen Fragen zu widmen. Bei klassenkämpferischen Aktionen und Bündnissen sollen sie sich zwar beteiligen, aber mit ihrem „Tierfimmel“ kann und will man nichts anfangen. Das Ziel einer Gesellschaft, in der Mensch und Tier von Ausbeutung und Unterdrückung befreit sind, treibt vielen Genossen den Angstschweiß auf die Stirn, weil das den Verlust von Wurst und Käse bedeuten würde. Und außerdem hat sich ja schon Friedrich Engels über die „Herrn Vegetarianer“ lustig gemacht, die die Bedeutung des Fleischverzehrs für die menschliche Zivilisationsgeschichte verkannten und es bestenfalls zu utopischen Sozialisten bringen konnten.

Wir denken entgegen dieser Frontstellung, dass die von Karl Marx und Friedrich Engels begründete historisch-materialistische Gesellschaftsanalyse und -kritik, die darauf gründende Politik und die Forderung, die Tiere von gesellschaftlich produziertem Leid zu befreien, notwendig zusammengehören. Denn einerseits ist die Forderung nach einer Befreiung der Tiere tatsächlich moralistisch, wenn sie sich nicht die Frage stellt, unter welchen historisch spezifischen Bedingungen die Ausbeutung der Tiere eigentlich stattfindet und was entsprechend gesellschaftlich verändert werden muss, um sie zu beenden. Und andererseits ist jede marxistische Gesellschaftskritik unvollständig, die nicht zur Kenntnis nimmt, dass in der Geschichte der Klassenkämpfe die herrschenden Klassen nicht nur die ausgebeuteten Klassen, sondern stets auch die Tiere (und die Natur) zu ihrem Vorteil exploitiert und unterdrückt haben.

Zwar haben sich die Ausbeutung der Lohnabhängigen einerseits und der Tiere andererseits historisch qualitativ unterschiedlich entwickelt, und ihre Stellung zu den Produktionsmitteln unterscheidet sich auch heute. Bei allen Unterschieden haben die Arbeiterklasse und die Tiere aber eine gemeinsame Geschichte, in der sie der herrschenden Klasse als Leidende, Erniedrigte, Geknechtete und Verlassene gemeinsam antagonistisch gegenüberstehen. Die einen als Subjekte-, die anderen als Objekte der Befreiung. Wir meinen also: Der Tierbefreiungsgedanke bleibt inkonsequent, wenn er sich der historisch-materialistischen Kritik der Gesellschaft versperrt. Genauso bleibt jedoch der Marxismus inkonsequent, wenn er sich weigert anzuerkennen, dass die Befreiung der Tiere heute zu marxistischer Theorie und Politik dazugehören muss. Erstens macht der gegenwärtige Stand der Produktivkraftentwicklung sie nicht nur möglich, sondern auch notwendig. Wer eine Gesellschaft ohne Ausbeutung, Herrschaft und objektiv sozial produziertes und vermeidbares Leiden schaffen will, ist zweitens gezwungen, auch das Leid der Tiere anzuerkennen und dessen Abschaffung anzustreben. In der Geschichte der Linken und der Arbeiterbewegung hat es vereinzelt schon Ansätze gegeben, Marxismus und Tierbefreiung zu vereinen. Sie haben sich aber bislang nicht durchgesetzt. Die folgenden Thesen sollen begründen, warum Marxisten und Tierbefreier keine Zwangsehe, sondern einen Bund fürs Leben schließen sollten.

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Veröffentlicht am 1. Januar 2017 in den Kategorien: Allgemein Texte Tierbefreiung


Nieder mit der EuroTier! – Redebeitrag auf der Demonstration „Tierproduktion stoppen! Klima retten!“ am 12. November in Hannover

Rund 400 AktivistInnen vor allem aus der Klima- und Tierbefreiungsbewegung haben am 12. November 2016 unter dem Motto „Tierproduktion stoppen! Klima retten!“ gegen die EuroTier-Messe in Hannover demonstriert. Aufgerufen hatte das Netzwerk „Animal Climate Action“, das die Aktiven der verschiedenen Bewegungen zusammenbringen und vernetzen will. Auch das Bündnis Marxismus und Tierbefreiung hat sich an der Demonstration beteiligt und einen Redebeitrag gehalten, den wir hier dokumentieren.

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Genossinnen und Genossen!

Die von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft organisierte „EuroTier“ ist die weltweit größte Messe für Tierhaltung und Tierzucht. Die „Leitmesse für Tierhaltungsprofis“, wie sie sich nennt, gibt sich den Anschein, es ginge ihr um tierfreundliche Ambitionen, man wolle „den Blick für das Tier nicht vernachlässigen“. Tatsächlich ist die „EuroTier“ eine Plattform global agierender Unternehmen – den Schwergewichten des Fleisch-Kapitals, das mit „Tierfreundlichkeit“ schlicht unvereinbar ist. Seine Akkumulationsstrategien sind vielmehr unweigerlich mit der systematischen Quälerei und Tötung von Tieren verbunden.

Fleisch-MagnatInnen wie Tönnies und Vion sind mit ihren hauseigenen Zucht-, Vermarktungs- und Handelsorganisationen genauso vertreten wie der deutsche Geflügelfleisch-Monopolist, die PHW-Gruppe mit seiner Marke „Wiesenhof“. Unternehmen der Tierzucht, Futterhersteller, Hersteller von Hallen und Mastanlagen und Unternehmen der Melktechnik präsentieren ihre neusten „Innovationen“, um das Leid und den millionenfachen Tod der Tiere noch effizienter und profitabler zu gestalten. Es kommt nicht von ungefähr, dass rund die Hälfte der Aussteller aus der Bundesrepublik stammt: Deutschland ist „der Schlachthof Europas“.

Gleichzeitig mit der „EuroTier“ findet die ebenfalls von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft konzipierte „EnergyDecentral“ statt. Offiziell ist das „eine internationale Fachmesse für innovative Energieversorgung“ – tatsächlich ist diese zweite Messe aber nicht mehr als ein grünes Feigenblatt, um die von der Tier-Industrie verursachten katastrophalen Folgen für Mensch, Tier und Natur zu verschleiern.

Grün-etikettierte Strategien dieser Art haben Hochkonjunktur: Fleisch-Konzerne führen vegane Produkte ein, um neue Märkte zu erschließen und gleichzeitig eine Abkehr von ihrer anti-ökologischen Unternehmenspraxis zu propagieren. Das ist eine Doppel-Strategie, die dem Kapital auch sonst nicht fremd ist: die Industrienationen überschwemmen mit subventionierten Fleisch-Exporten die Länder der Peripherie. Gleichzeitig möchte dasselbe Personal keinen systematischen Zusammenhang von Fleischproduktion, Klimawandel und globaler Armut erkennen. Stattdessen beschäftigen sie die Welt mit nutzlosen Gipfel-Treffen und Verhandlungen, die vorgeblich den Klimawandel eindämmen sollen.

Das im letzten Jahr geschlossene Pariser-Abkommen ist dafür beispielhaft: zwar einigten sich 195 Staaten erstmals in der Geschichte auf eine Obergrenze der globalen Erderwärmung – die wahren Ursachen der Klimazerstörung fassen die Unterzeichner des Abkommens aber nicht an. Kein Wort zu der grenzlosen Jagd westlicher Konzerne nach höheren Profiten, kein Wort zum systematischen Zusammenhang zwischen kapitalistischem Wachstum und Naturzerstörung ist dem Abkommen zu entnehmen. Die Feststellung, dass „der Abbau der Wiederkäuerbestände“ für den Klimaschutz entscheidend ist, wurde im Klimaschutzplan der Bundesregierung auf Betreiben des Landwirtschaftsministers gestrichen!

Die Folgen dieser verheerenden Praxis haben diejenigen zu tragen, denen es an einer schlagkräftigen Lobby fehlt: die ArbeiterInnen, Marginalisierten und Tiere. Ginge es nach den UnterzeichnerInnen, soll die kapitalistische Produktionsweise wie gewohnt weitergehen – der Klimawandel möge „uns“ aber bitte verschonen.

Doch wie ist den Fleisch-Kapitalisten, ihren grünen Stichwortgebern und politischen Handlangern das Handwerk zu legen? Eins sollte uns klar sein: die Profiteure des Tiermords handeln nicht bloß aus vermeintlicher Überlegenheit oder moralischen Vorurteilen gegenüber den Tieren. Das industrielle Töten von Tieren und die Zerstörung des Klimas und der Natur insgesamt sind in der ökonomischen Struktur des Kapitalismus angelegt – sie sind grausame Realität, weil sie für eine kleine Gruppe von KapitalbesitzerInnen profitabel sind. Für sie sind die Körper der Tiere nur Rohstoffe, während die Arbeitskraft der Schlachthof-ArbeiterInnen dazu dient, ihre Profite zu sichern. Sklavenähnliche Bedingungen, Hungerlöhne, unbezahlte Überstunden, körperliche und psychische Erkrankungen sind dafür die „Belohnung“. Kaum eine Industrie ist dermaßen von systematischer Spaltung der Belegschaften durch Werkverträge und Leiharbeit betroffen, in kaum einer Industrie wird die gewerkschaftliche Organisierung der ArbeiterInnen dermaßen unterdrückt. Diejenigen, die dazu verdammt sind, täglich ihre Arbeitskraft an die Fleisch-KapitalistInnen zu verkaufen, haben eines mit den Tieren gemein: ihre objektive Feindschaft gegenüber dem Kapital.

Darum ist die Frage, „wie wir leben wollen“ keine Frage der Ethik, sondern eine Systemfrage. Wenn wir wollen, dass alle Produktion demokratisiert und auf die Bedürfnisse von Menschen und Natur ausgerichtet wird anstatt auf die Profite weniger Kapitalbesitzer, dann müssen wir die Eigentumsfrage stellen. Wir müssen – wie Marx und Engels es im kommunistischen Manifest forderten –, despotisch in die Eigentumsverhältnisse eingreifen. Wir können nur demokratisch über die Produktion bestimmen, wenn die Produktionsmittel in unserer Hand sind. Erst ein revolutionärer Bruch mit dem kapitalistischen System schafft die Bedingungen für eine Produktions- und Lebensweise, in der Mensch und Tier nicht länger ein erniedrigtes und geknechtetes Leben fristen müssen, in der Kriege und Naturzerstörung der Vergangenheit angehören.

Das alles ist uns als Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung, als Klima- und Umweltbewegung doch längst bewusst: Der tägliche Widerstand – die direkten Tierbefreiungen oder die Kampagnenarbeit – führen unweigerlich zur Konfrontation mit dem Tier-Kapital. Von hier aus müssen wir die Entwicklung unserer politischen Strategie vorantreiben. Einzig das Bündnis mit antikapitalistischen Kräften der ArbeiterInnenbewegung kann dem Klassenkampf von oben mit seiner zerstörerischen Politik wirklich etwas entgegensetzen.

Wir sind heute hier, um den Profiteuren des Mordsgeschäfts, ihren ideologischen Vorfeldorganisationen und politischen Handlangern den Kampf anzusagen. Meinen wir das aber ernst, können wir uns Angst vor der eigenen Courage nicht leisten. Wir müssen eine schlagkräftige, antikapitalistische Bewegung aufbauen, denn nur sie ist fähig zu einer radikalen ökologischen Wende! In diesem Sinne: An die Arbeit:

Nieder mit der EuroTier!
Auch die Natur wartet auf die Revolution!


Veröffentlicht am 25. November 2016 in den Kategorien: Allgemein Demonstration Texte Tierbefreiung


Für Klassenkampf und Tierbefreiung – heraus zum 1. Mai!

Prekäre Jobs zu miesen Löhnen, imperialistische Kriege und Naturzerstörung, rassistische Hetze gegen Flüchtlinge und MigrantInnen, die anhaltende Überausbeutung von Frauen: das ist die Bilanz des Klassenkampfes von oben, den die Herrschenden seit der neoliberalen Offensive des Kapitalismus verschärft führen. Gleichzeitig werden für Profit massenhaft Tiere gequält und getötet. Wer als Linker jedoch am 1. Mai, dem Kampftag der ArbeiterInnenklasse, auf die Straße geht und dabei auch für die Befreiung der Tiere eintritt, erntet doppelt schräge Blicke. Die antikapitalistische Linke kann nichts mit Tierbefreiung anfangen und die Tierbefreiungsbewegung kämpft nicht gegen die Lohnknechtschaft. Beide haben aber einen gemeinsamen Gegner, den sie auch gemeinsam bekämpfen müssen: das Kapital.

Arbeiter, Natur und Tiere: ausgebeutet, zerstört und getötet für Profit
Allein in Europa werden jedes Jahr hunderte Millionen Tiere – das heißt leidensfähige Individuen – für die Profite der Tierindustrie gezüchtet und gemästet, um unter Qualen Milch zu produzieren oder in den Schlachthöfen getötet zu werden. In den Experimenten der Pharmaindustrie werden sie brutal gequält, die Bekleidungsindustrie tötet sie für die Leder- und Pelzproduktion, und in Zoos und Zirkussen müssen sie nach regelmäßiger Folter ihr Publikum belustigen.

Die Fleischindustrie verschwendet Ressourcen, ist für einen großen Teil des CO2-Ausstoßes und damit den Klimawandel verantwortlich, vergiftet Böden sowie Grundwasser und vernichtet durch billige Exporte von in Europa unverkäuflichen Fleischabfällen unzählige Existenzgrundlagen in der Peripherie des kapitalistischen Weltsystems. Trotzdem inszenieren sich die MagnatInnen des oligopolistisch organisierten Fleischgeschäfts als nachhaltig handelnde UnternehmerInnen – was nicht nur aufgrund der Tötung von Tieren und der Zerstörung der Natur an Sarkasmus grenzt: Auch für die Lohnabhängigen könnte die Situation kaum schlechter sein. Vorwiegend MigrantInnen verrichten zu Hungerlöhnen, unter prekären Arbeitsbedingungen und in oftmals dubiosen Beschäftigungsverhältnissen schwerste Arbeiten – gewerkschaftliche Organisierung hingegen wird vielerorts massiv bekämpft.

Kurzum: Wie keine andere versinnbildlicht die Tierindustrie die Ausbeutung von Menschen und Tieren und die Zerstörung der Natur durch das Kapital.

Keine Tierbefreiung ohne Klassenkampf
Das auf diese Weise ins Unermessliche gesteigerte Tierleid entsteht nicht durch herabsetzendes Denken über Tiere – Speziesismus –, wie manche TierbefreierInnen meinen. Es wird produziert, weil sich mit Würstchen, Koteletts und dergleichen viel Geld verdienen lässt. Um die Tiere zu befreien, reicht es daher nicht aus, für den Antispeziesismus zu werben. Ebenso wenig genügt es, der Tierausbeutung veganen Konsum entgegen zu setzen. Solange sich Geld damit machen lässt, produzieren Unternehmen, mittlerweile selbst Fleischfabrikanten, auch vegan. Die Fleischproduktion nimmt aber dennoch zu. Viele Menschen könnten sich vergleichsweise teure vegane Lebensmittel gar nicht leisten, selbst wenn sie wollten. Vor allem aber wird die Bourgeoisie – solange es den Kapitalismus gibt – alles daran setzen, mit der Ausbeutung der Tiere Gewinne einzufahren. Wer sich nicht dagegen wehren kann, wird dem Kapitalverwertungsprozess einverleibt – weder Mensch, Tier noch Natur sind vor der Logik des Profits sicher.

Kein Klassenkampf ohne Tierbefreiung
TierbefreiungsaktivistInnen werden von antikapitalistischen Linken oft als kleinbürgerliche MoralistInnen oder als naive KonsumboykotteurInnen abgetan. Das mag in einigen Fällen stimmen – wird aber meist bloß zum Anlass genommen, das Leiden der Tiere zu ignorieren und dem Kampf für ihre Befreiung eine Absage zu erteilen. Für jene, die für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Elend streiten, gibt es aber keinen vernünftigen Grund, die Tiere als Objekte der Befreiung vom Kampf gegen die kapitalistische Klassengesellschaft auszunehmen.

Die Revolutionärin Rosa Luxemburg schrieb einst aus dem Gefängnis über einen von Soldaten verprügelten Büffel: »Ich stand davor, und das Tier blickte mich an, mir rannen die Tränen herunter – es waren seine Tränen, man kann um den liebsten Bruder nicht schmerzlicher zucken, als ich in meiner Ohnmacht um dieses stille Leid zuckte.« Sie sah zu Recht keinen Grund darin, die Tiere von Mitgefühl und Solidarität auszuschließen, denn schließlich teilen sie eine wesentliche Gemeinsamkeit mit dem Menschen: die Fähigkeit, zu leiden. An der revolutionären Kraft ihrer Empathie gilt es sich ein Beispiel zu nehmen: Streiten wir für eine Welt, in der Ausbeutung, Krieg und Mord der Vergangenheit angehören, in der dem gesellschaftlich produzierten Leiden ein Ende gesetzt ist!

Gemeinsam für eine befreite Gesellschaft!
Wollen wir eine solche befreite Gesellschaft schaffen, müssen wir mit dem Kapitalismus Schluss machen. Der Klassenkampf muss für alle geführt werden, die unter der Herrschaft des Kapitals leiden und zu seinen Gunsten ausgebeutet werden. Wir müssen also auch für die Tiere kämpfen. Das schaffen wir aber nur, wenn alle antikapitalistischen Kräfte gemeinsam agieren, wenn die revolutionäre Arbeiter-, Ökologie- und Tierbefreiungsbewegung gemeinsam gegen die Bourgeoisie kämpfen. Der 1. Mai, der Kampftag des Proletariats und aller Revolutionäre, ist ein geeigneter Tag, um mit der solidarischen Zusammenarbeit zu beginnen.

Gehen wir zusammen heraus, auf revolutionäre- und Gewerkschaftsdemos, fordern wir die Enteignung, Vergesellschaftung und die Konversion der Fleischindustrie! Kämpfen wir für eine vernünftige und im Interesse der Gesellschaft organisierten Produktion – für die Versöhnung von Mensch, Tier und Natur.

Bündnis Marxismus und Tierbefreiung

Das Flugblatt steht hier zum Download bereit.


Veröffentlicht am 11. April 2016 in den Kategorien: Allgemein Demonstration Tierbefreiung


Olympische Tierausbeutung – nicht mit uns! Tierbefreiung goes NOlympia!

Bei Olympischen Sommerspielen treten in den Arenen nicht nur moderne GladiatorInnen gegeneinander an, damit für Massenbetrug durch Unterhaltung gesorgt ist und die Reichen Geld verdienen können. In drei der 41 Disziplinen – dem Springreiten, dem Vielseitigkeitsreiten (früher: Military) und dem Dressurreiten – werden auch Tiere für das Sport-Spektakel verheizt. Die Deutschen waren dabei bislang in der olympischen Geschichte am erfolgreichsten: Seit 1912 gewannen sie 85 Medaillen. Die Geschichte der Pferde wird hingegen meist verschwiegen, da sie nicht so vorzeigbar ist wie das Edelmetall am Hals der ReiterInnen.

Gerte, Doping und Verletzungen – Zurichtung leidensfähiger Individuen
Hinter den Kulissen des Sports der feinen Gesellschaft geht es nämlich nicht zimperlich zu. Bei Olympischen Spielen und vergleichbaren Großereignissen ist der Druck, gut abzuschließen, besonders hoch. Aber auch im Alltagsgeschäft wird mit allen Mitteln daran gearbeitet, das Sportinstrument, das ein leidensfähiges Lebewesen ist, den sportlichen Anforderungen entsprechend zuzurichten. Dafür werden die Tiere mit Medikamenten gedopt. Parieren die Pferde nicht, werden Gerten, Peitschen, Sporen und scharfe Gebisse eingesetzt, um sie zu züchtigen und dem Willen der ReiterInnen zu unterwerfen. Vermehrt wird auch auf Methoden gesetzt, die selbst dem geneigten Publikum zuwider sind, wie z.B. das „Aufrollen“ des Pferdehalses. Nicht selten verletzen sich Pferde auch, insbesondere bei Spring- und Vielseitigkeitswettkämpfen, bei denen sie unter Bedingungen des Hochleistungssports zu Bewegungsabläufen gezwungen werden, die sie normalerweise nicht machen würden. Entsprechend werden einige Tiere, die schwere Verletzungen erlitten haben, eingeschläfert.

Upper-Class-Sport: zivilisierte Ausbeutung und Herrschaft
Dass Tiere auf diese Weise behandelt werden ist kein Zufall. Sie sind entgegen aller Beteuerungen, Tierschutz ernst zu nehmen und die Pferde zu lieben, in erster Instanz Mittel zum Zweck für den finanziellen und sportlichen Erfolg der Reiter- und PferdezüchterInnen.
Es geht diesen nicht nur um die möglichst elegante und effiziente Kontrolle des anderen Lebewesens, sondern auch um die Preisgelder, die Anteile an Werbe-, Sponsoren und Fernseheinnahmen usw. Auch die Spitzensportförderung der Pferdedompteure, wird nur jenen gewährt, die vorzeigbare Leistungen erbringen. Und nicht zuletzt werden Zuchtpferde mit jedem Sieg begehrter.
Die überwiegende Mehrheit der PferdesportlerInnen stammt aus wohl betuchten Familien und der Dresscode mit Hut und Anzug soll eine vornehm-zivilisierte Haltung ausstrahlen. Den Preis für Pokale, Medaillen, Ruhm und Ehre der ReiterInnen zahlen aber die Pferde. Dass die Tiere einen eigenen Willen haben, unter dem Sport leiden und ohne Schmerz und jene Gewalt leben wollen, die ihnen Menschen zu ihrem Vergnügen zufügen, ist für Reiter- und ZüchterInnen belanglos.

Staatlich finanzierte Tierquälerei und zivilmilitärische Kooperation für das Ansehen Deutschlands
Der deutsche Staat fördert diese und noch weitere entsetzliche Reitsportartenarten, um sein Ansehen in der Welt durch Siege bei großen Meisterschaften zu steigern. Von den insgesamt 140 Millionen Euro, mit denen allein das Bundesinnenministerium den Spitzensport finanziert, hat die Deutsche Reiterliche Vereinigung, der Dachverband der Reitsportler- und PferdezüchterInnen, im Jahr 2014 mehr als zwei Millionen Euro erhalten. Darin inbegriffen sind über 600.000 Euro für das Bundesleistungszentrum des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) im nordrhein-westfälischen Warendorf. Dort werden die Kader für ihre Aufgaben bei Olympischen Spielen und anderen Turnieren in Kooperation mit der ebenfalls in Warendorf angesiedelten Sportschule der Bundeswehr ausgebildet. Unter den reitenden SpitzsportlerInnen sind auch zwölf SportsoldatInnen.

Schluss mit dem Pferdesport! Nein zu Olympia in Hamburg!
In einer kapitalistischen Gesellschaft, in der im Sport nur Siege und Profite zählen, verkommen Tiere zu Instrumenten. Sie werden der Herrschaft der SportlerInnen vollkommen unterworfen oder einfach entsorgt. Neben den bekannten guten Gründen, die Bewerbung des Hamburger Senats und des Deutschen Olympischen Sportbundes für die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2024 abzulehnen und gegen sie auf die Straße zu gehen, spricht auch die Tierausbeutung in Form der Pferdesportarten gegen Olympia in Hamburg. Demonstriert deshalb am 21.11. gegen Olympia und stimmt mit „Nein“ beim Referendum!

Unterzeichnende Gruppen:

Animal Liberation Network (ALN)
Assoziation Dämmerung (AD)
Tierbefreiung Hamburg (TBHH)
Tierrechtsinitiative Hamburg (TIH)
Vegane Bewegung (VB)


Veröffentlicht am 18. November 2015 in den Kategorien: Allgemein Demonstration Tierbefreiung


„Dem Schlachten ein Ende setzen“ – jetzt auch als PDF erhältlich

Anfang November letzten Jahres hat die Tierrechtsgruppe Zürich eine Publikation mit dem Titel „Dem Schlachten ein Ende setzen“ herausgegeben, die sich dem Verhältnis von Marxismus und Tierbefreiung widmet. Die 40-seitige Zeitung erschien in einer Auflage von 25.000 Exemplaren, wobei zwei Drittel davon der Wochenzeitung WOZ beilagen. Ein Großteil der restlichen Auflage wurde im gesamten deutschsprachigen Raum verteilt. Wir möchten uns bei dieser Gelegenheit bei allen Organisationen und Personen bedanken, die sich an der Verbreitung des Hefts beteiligt haben und dies weiterhin tun.

Nun steht die Veröffentlichung zum kostenlosen Download als PDF bereit:

DEM SCHLACHTEN EIN ENDE SETZEN – MARXISMUS UND TIERBEFREIUNG

Hier geht es zur Sonderseite der Tierrechtsgruppe Zürich.


Veröffentlicht am 17. Februar 2015 in den Kategorien: Allgemein Hinweis Texte Tierbefreiung


„Dem Schlachten ein Ende setzen“ – Veröffentlichung zu Marxismus und Tierbefreiung

Die Tierrechtsgruppe Zürich hat eine Schwerpunktnummer der Zeitung „antidotincl.“ herausgegeben. Das 40-seitige Heft mit dem Titel „Dem Schlachten ein Ende setzen“ beleuchtet das Verhältnis von Marxismus und Tierbefreiung. Die Publikation lag der Schweizer Wochenzeitung „WOZ“ vom 6. November 2014 bei und kann direkt bei der Tierrechtsgruppe Zürich bezogen werden.

Die Ausbeutung der Tiere ist bisher noch kaum auf ihre geschichtliche und gesellschaftliche Genese und ihre ursächlichen Zusammenhänge mit der kapitalistischen Produktionsweise hin untersucht worden. Auf der einen Seite wird von der Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung das Leiden der Tiere in der Gesellschaft zwar aufgedeckt und versucht, dessen Aufhebung zu erwirken. Doch die historisch noch junge Bewegung verfügt über keine politisch-ökonomisch fundierte Gesellschaftsanalyse, sondern führt die Knechtung der Tiere unhistorisch auf moralische Vorurteile oder dualistische Denkmuster zurück. Auf der anderen Seite wird von der traditionellen marxistischen und kommunistischen Linken das gesellschaftlich produzierte Leiden der Tiere in Theorie und Praxis weitgehend ignoriert. Nicht selten belächelt sie die Anliegen der TierausbeutungsgegnerInnen und bemüht idealistische und metaphysische Argumente, um die Befreiung der Tiere von ihrer politischen Agenda auszuschliessen.

Die Zeitung „Dem Schlachten ein Ende setzen“ zielt darauf ab, die Kluft zwischen Marxismus und Tierbefreiung zu verringern. Sie widmet sich der Untersuchung der Unterdrückung der Tiere und des Kampfes dagegen auf der Basis des historischen Materialismus und der Kritik der politischen Ökonomie und zeigt auf, warum man sich für die Befreiung der Tiere und die Abschaffung des Kapitalismus gleichermassen einsetzen sollte. Das Heft versammelt Beiträge von WissenschaftlerInnen, JournalistInnen und AktivistInnen u.a. zur Stellung der Tiere in der kapitalistischen Gesellschaftsordnung, zur Bedeutung von Moral für den Kampf für eine freie Gesellschaft, zur ökonomischen Struktur der Fleischindustrie in der Schweiz und Deutschland, zur Vereinnahmung politischer Forderungen durch den Lifestyle-Veganismus sowie zur Notwendigkeit einer revolutionären Strategie für die Befreiung der Tiere.

Das Editorial und Inhaltsverzeichnis kann hier eingesehen werden: Leseprobe.
Das Poster in der Mitte des Heftes gibt es hier im Grossformat: Poster. Es beruht auf dem Aphorismus „Der Wolkenkratzer“ von Max Horkheimer.
Alle Informationen zu den Bestellmöglichkeiten der Zeitung finden sich auf der Sonderseite der Tierrechtsgruppe Zürich.

Das Cover:


Veröffentlicht am 12. November 2014 in den Kategorien: Allgemein Hinweis Texte Tierbefreiung


Fleischindustrie enteignen! Kapitalismus abschaffen!

Im Rahmen der europaweiten Blockupy-Aktionstage vom 15. bis zum 25. Mai 2014 finden in Hamburg, Berlin, Stuttgart und Frankfurt a.M. am 17. Mai 2014 vier Demonstrationen statt. Bundesweit beteiligen sich zahlreiche Tierbefreiungs- und Tierrechtsorganisationen an den Aktionen.
In der Hansestadt ruft das lokale Blockupy-Bündnis dazu auf, unter dem Motto „Hafencity entern! Elbphilharmonie besichtigen!“ auf die Straße zu gehen und zum Symbol der Kapital orientierten, größenwahnsinnigen Stadtpolitik des Senats zu ziehen. Wir beteiligen uns gemeinsam mit dem „Tierbefreiung goes Blockupy-Bündnis Hamburg“ an den Protesten. Im Zuge dessen möchten wir darauf hinweisen, dass die Politik der BRD und der Europäischen Union sowie die deutschen Konzerne nicht nur für die gegenwärtige Krise verantwortlich sind, sondern auch dafür, dass für die Profite der Konzerne neben den Kolleginnen und Kollegen auch Tiere ausgebeutet werden. Wir dokumentieren dazu das Flugblatt des Hamburger „Tierbefreiung goes Blockupy-Bündnisses“.


Veröffentlicht am 16. Mai 2014 in den Kategorien: Allgemein Demonstration Flugblatt Hinweis Tierbefreiung